Wolfspopulation in Hessen nimmt zu: 26 sesshafte Tiere
Zahl der Wölfe nimmt zu - 26 Tiere in Hessen sesshaft
Die Zahl der Wölfe in Hessen wächst stetig. Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) 26 sesshafte Tiere nachgewiesen. Von ihnen wurden Rückstände wie beispielsweise Speichelspuren an gerissenen Tieren gefunden. 2022 waren es 19 Tiere gewesen, 2021 erst 13 und in den beiden Jahren davor jeweils 8 Wölfe. 2018 gab es noch keinen einzigen Wolfsnachweis.
Aktuell gibt es im Land sechs Wolfsterritorien, wie Annika Ploenes vom Wolfszentrum des HLNUG erläutert: Jeweils ein Rudel sind in Rüdesheim und Wildflecken heimisch, ein Wolfspaar lebt in Butzbach und jeweils ein Einzeltier in Greifenstein, Ludwigsau und Spangenberg.
Territorium Waldkappel noch nicht bestätigt
Ein Wolf gilt dann offiziell als territorial, wenn er in einem bestimmten Gebiet mindestens zweimal im Abstand von sechs Monaten genetisch erfasst wird. "Das Territorium Waldkappel, welches im Vorjahr in Nordhessen nachgewiesen wurde, wurde im laufenden Monitoringjahr 23/24 noch nicht bestätigt", erläuterte Ploenes.
Neun Welpen nachgewiesen
Im aktuellen Beobachtungszeitraum von Mai 2023 bis April 2024 wurden ihr zufolge bislang neun Welpen in zwei Territorien nachgewiesen - zwei in Rüdesheim und sieben in Wildflecken. Und die Population könnte weiter wachsen, davon zumindest geht Ploenes aus. Wie schnell dieser Prozess ablaufen wird, ist aber nicht absehbar. "Hat ein Wolfspaar bereits Nachwuchs bekommen, ist im Regelfall davon auszugehen, dass es auch im kommenden Jahr im Mai Nachwuchs bekommen wird."
117 Nutztiere von Wölfen getötet
Nach aktuellem Stand wurden der Expertin zufolge im vergangenen Jahr hessenweit 117 Nutztiere bei 45 Übergriffen von Wölfen getötet, verletzt oder danach als vermisst gemeldet. Im Vorjahr waren es 11 Übergriffe mit 26 geschädigten Tieren. Die meisten Übergriffe, nämlich 16, ereigneten sich laut Ploenes im Main-Kinzig-Kreis. In 12 von den 16 Fällen seien die Tiere zum Zeitpunkt des Übergriffs nicht ausreichend geschützt gewesen.
Naturschützer plädieren für besseren Herdenschutz
"Bei flächendeckendem Herdenschutz aller Schafe und Ziegen würde sich die Situation schnell verbessern", sagt Thomas Norgall, stellvertretender Geschäftsführer des BUND Hessen. Die Zahl der Nutztierrisse hänge nicht von der Zahl der Wölfe, sondern von der Qualität des Herdenschutzes ab. Herdenschutz habe aber ein Akzeptanzproblem, weil er neu sei und Mehrarbeit bedeute. Außerdem würden die wenigen Einzelfälle, in denen Wölfe einen Herdenschutz überwinden, dazu benutzt, Herdenschutz-Maßnahme generell als sinnlos zu diffamieren.