Hochwasser in Mitteleuropa - Kampf gegen die Fluten geht weiter
Die Hochwasserlage in Mitteleuropa und in mehreren Nachbarländern von Deutschland bleibt kritisch - die Opferzahlen steigen: Bei den verheerenden Regenfällen und Überschwemmungen in Polen, Tschechien, Österreich und Rumänien sind mindestens 18 Menschen ums Leben gekommen.
In weiten Teilen des riesigen Katastrophengebietes von Rumänien, Polen über Tschechien bis Österreich herrscht weiter Land unter. Straßen und Felder sind überschwemmt, Keller und Häuser vollgelaufen, Dämme und Deiche teils zerstört.
Mindestens 18 Tote
Bisher kamen mindestens 18 Menschen beim verheerenden, tagelangen Regen ums Leben. In Österreich wurde am Montagabend ein weiterer Toter in den Fluten entdeckt. Ob der etwa 40- bis 50-jährige Mann auch ein Hochwasser-Opfer ist, blieb zunächst unklar. Zahlreiche weitere Menschen werden vermisst.
Hochwasserlage in Deutschland
In Deutschland müssen sich die Menschen an Oder und Elbe auf die Wasserwalze aus Zuflüssen in angrenzenden Ländern einstellen. An diesem Dienstag wird in einigen der betroffenen Gebiete mit nachlassenden Niederschlägen gerechnet.
Weiter Hochwassergefahr in Sachsen
An der Elbe in Dresden nähert sich der Pegelstand in langsamen Schritten der Sechs-Meter-Marke. Das Wasser stand am Pegel Dresden am Dienstagmorgen bei 5,87 Metern (Stand 9.15 Uhr), wie aus Daten des sächsischen Hochwasserzentrums hervorging.
Warnstufe 3 könnte erreicht werden
Demnach könnte noch die Alarmstufe 3 erreicht werden, die an dem Pegel ab gut sechs Metern Wasserstand gilt - normal sind 1,42 Meter. Bei der Jahrhundertflut 2002 waren es 9,40 Meter. Derzeit gilt Alarmstufe 2.
Wieder steigende Pegelstände in Bayern
Der ergiebige Regen im Süden und Osten von Bayern soll laut Prognose des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bis zum Mittag nachlassen. Vorher müssen sich die Menschen aber auf erneut steigendes Wasser einstellen. In Passau überschritt der Pegelstand der Donau am frühen Morgen den Richtwert der Warnstufe 3, wie der Hochwassernachrichtendienst Bayern meldete.
Warnstufe 3 in mehreren Regionen
Mehrere Straßen, Fußwege und Parkplätze wurden gesperrt. Auch der Fluss Sempt in Oberbayern schwillt nach einem ersten Rückgang des Wassers wieder an. Am Pegel Berg nahe der Gemeinde Wörth (Landkreis Erding) wurde ebenfalls die Warnstufe 3 erreicht.
Hochwasserlage in Polen
In Polen sieht ein Teil der Fußgängerzone der Kleinstadt Klodzko rund 100 Kilometer südlich von Breslau (Wroclaw) aus wie nach einer Bombenexplosion. In den Läden im Erdgeschoss sind Schaufenster und Türen herausgerissen. Dort war die Glatzer Neiße, ein Nebenfluss der Oder, über die Ufer getreten.
Klinik evakuiert
Am selben Fluss liegt die Kleinstadt Nysa, wo das Wasser in die Notaufnahmestation des örtlichen Kreiskrankenhauses eindrang, wie die Nachrichtenagentur PAP berichtete. Insgesamt 33 Patienten wurden mit Schlauchbooten in Sicherheit gebracht, darunter Kinder und Schwangere.
Riss in der Staumauer
Örtliche Behörden ordneten Evakuierungen in Nysa sowie in Paczkow an. In der Kleinstadt im Südwesten Polens war ein Riss in der Staumauer eines Stausees festgestellt worden. 4.900 Soldaten wurden PAP zufolge zur Unterstützung der lokalen Behörden der vom Hochwasser betroffenen Gebiete abgestellt.
Umfangreiche Unterstützung für Opfer angekündigt
Regierungschef Donald Tusk kündigte für die Hochwasseropfer im Südwesten des Landes zudem die Bereitstellung von Hilfsgeldern in Höhe von einer Milliarde Zloty (rund 240 Millionen Euro) an.
Sorge vor weiteren Dammbrüchen in Österreich
Im Osten Österreichs herrscht große Sorge vor weiteren Dammbrüchen. "Es besteht höchste Dammbruchgefahr", hieß es von den Behörden. Mehr als 200 Straßen in Niederösterreich waren gesperrt, 1.800 Gebäude geräumt worden. Es gab auch Stromausfälle.
Niederösterreich zum Katastrophengebiet erklärt
Das ganze Bundesland Niederösterreich um Wien wurde zum Katastrophengebiet erklärt. In Niederösterreich waren in den vergangenen Tagen regional bis zu 370 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen - ein Mehrfaches der üblichen Monatsmenge.
Probleme in Wien
In Wien gibt es noch Probleme im öffentlichen Verkehr. Am Wienfluss, der sonst als Rinnsal, seit Sonntag aber als reißender Fluss mitten durch die Stadt geht, gab es leichte Entspannung.
Stundenlang um Hilfe geschrien
Dramatische Szenen spielten sich in Untergrafendorf an einem Bach ab, der zu einem reißenden Fluss geworden war. Eine Frau rettete sich vor den plötzlich steigenden Wassermassen in den ersten Stock ihres Hauses, aber ihr Mann schaffte es nicht. Sie habe stundenlang um Hilfe geschrien, sei aber nicht gehört worden, schilderte ein Polizeisprecher.
Fünftes Todesopfer in Österreich
In Österreich haben Einsatzkräfte ein weiteres Flut-Opfer tot aufgefunden. Die 81-Jährige wurde am Dienstag in ihrem überschwemmten Haus in Würmla in Niederösterreich entdeckt, wie die Behörden mitteilten. Damit steigt die Zahl der Hochwasser-Toten in Österreich nach Zählung der Behörden auf fünf. Die genaue Todesursache von einem der Opfer ist allerdings weiter unklar.
Tschechien setzt Armee im Katastrophengebiet ein
Die Regierung in Tschechien beschloss wegen der Hochwasser- und Überschwemmungskatastrophe den Einsatz der Armee. Es sei geplant, dass bis zu 2.000 Soldaten mit entsprechender Technik die zivilen Behörden bis Ende Oktober unterstützen, wie Verteidigungsministerin Jana Cernochova auf X mitteilte.
Versorgung mit Trinkwasser und Lebensmitteln
Armeehubschrauber sollen Menschen in den am stärksten betroffenen Regionen im Nordosten Tschechiens mit Trinkwasser und Lebensmitteln versorgen. Soldaten sollen zudem bei den Aufräumarbeiten nach der Flut helfen.
Drei Todesfälle in Tschechien
Nach intensivem Regen sind in Tschechien zahlreiche Flüsse und Bäche über die Ufer getreten. Bisher wurden drei Todesfälle bestätigt, mindestens sieben weitere Menschen gelten als vermisst.
Dammbrüche in Ostrava
In Ostrava, der drittgrößten Stadt des EU-Mitgliedstaats, kam es zu Dammbrüchen am Zusammenfluss von Oder und Opava. Vielerorts sind Geschäfte und Supermärkte überflutet, Wasser- und Stromversorgung sowie die Mobilfunknetze ausgefallen.
Mehrere Tote in Rumänien
In Rumänien ist vor allem der Osten des Landes betroffen. Am Montag sei das siebte Opfer im ostrumänischen Dorf Grivita nahe der Stadt Galati gefunden worden, berichtete die rumänische Nachrichtenagentur Mediafax unter Berufung auf den Katastrophenschutz.
Tausende Häuser betroffen
Rund 6.000 Bauernhäuser wurden vom Hochwasser erfasst, viele liegen in abgelegenen Dörfern. Menschen kletterten auf Hausdächer, um nicht von den Fluten mitgerissen zu werden. Hunderte Feuerwehrleute waren im Einsatz.
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