Super Bowl Gewinner Sebastian Vollmer im Interview

Sebastian Vollmer hat etwas geschafft, wovon Millionen Amerikaner träumen. Der Deutsche, der hier bei uns American Football spielen gelernt hat, hat mit seinem Team den Super Bowl gewonnen, das größte Sportereignis der Welt - und das gleich zweimal!

Ähnlich wie damals Dirk Nowitzki hat Sebastian Vollmer sich als totaler Außenseiter in einem Sport durchgesetzt, in dem deutsche Spieler eine absolute Ausnahme sind. Nachdem er im Alter von 14 Jahren in Neuss den American Football für sich entdeckt, schafft es Vollmer zuerst zu einem Stipendium an einem amerikanischen College und von dort dann zu den New England Patriots, mit denen er zweimal den Super Bowl gewinnt.

"Die Deutschen lieben diesen Sport"

Seit seinem Karriereende als aktiver Sportler kommentiert er Football-Spiele für die deutschen Zuschauer zusammen mit Markus Kuhn - der erste Deutsche, der je in der NFL einen Touchdown erzielt hat. In FFH Guten Morgen, Hessen sind die beiden beeindruckt, welche Begeisterung NFL-Football inzwischen bei uns in Deutschland auslöst: "Ich glaube einfach, die Deutschen lieben diesen Sport!"

Einen möglichen Grund dafür, sehen sie in dem auf Gleichheit ausgelegten System der NFL: "Das schlechteste Team darf sich immer den besten Spieler draften, jeder darf nur gleich viel Geld ausgeben - muss gleich viel Geld ausgeben. [...] Ich glaube das mögen auch die Fans in Deutschland, dass auch vom Gefühl her deine Mannschaft jedes Jahr gewinnen kann, egal von wem du Fan bist", erklärt Vollmer.

Und zumindest die Zahlen geben ihm Recht: Für das NFL-Spiel in München im letzten Jahr gab es über 3 Millionen Ticket-Anfragen und auch die beiden Spiele diesen November in Frankfurt waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft.

(Alles Informationen rund um die NFL-Spiele in Frankfurt)

Spiele in Deutschland vergleichbar mit dem Super Bowl

Und wenn es nach den Erfahrungen aus dem letzten Jahr geht, so erwartet uns auch in Frankfurt eine Kulisse, von der selbst die NFL-Stars beeindruckt sein werden. Denn nach dem München-Spiel waren die amerikanischen Spieler und TV-Reporter vollkommen überwältigt von der Stimmung in deutschen Stadien. Und auch Sebastian Vollmer bestätigt: "Ich würde sagen, sogar verglichen mit den Super Bowls, bei denen ich war, dass die Atmosphäre in München letztes Jahr eine der coolsten war. [...] Das kennt man aus Amerika so nicht". 

Auch Tom Brady, der erfolgreichste Footballer aller Zeiten hatte sich damals extrem beeindruckt gezeigt und in einem Interview nach dem Spiel gesagt: "Das war eine der größten Football-Erfahrungen, die ich je gemacht habe - und das will was heißen, von jemandem der 23 Jahre in der Liga gespielt hat". Großes Lob von einem Mann, der als Spieler zehnmal den Super Bowl erlebt hat.

Tom Brady ist der besessenste Mensch, den ich kenne

Auch Sebastian Vollmer hat in seiner Karriere mit dem Ausnahmespieler zusammengespielt. "Er ist ein sehr emotionaler Mensch, aber er ist auch sehr liebevoll. Für seine Freunde macht der alles. Man kann ihn anrufen und sagen 'hier, ich brauche dieses', das würde er sofort machen. Er ist ein ganz normaler Typ, der aber auch einer der ehrgeizigsten und - ich sag mal - besessensten Menschen ist, die ich kenne." Anders wäre eine derartige Karriere aber auch nicht möglich, erklärt er weiter.

1.500 Dollar Strafe für jede Minute Verspätung

Auch aus dem Trainingsalltag einen NFL-Profis erzählt Vollmer. Vor allem was die Trainingsdisziplin und Pünktlichkeit angeht, kann er sich noch gut erinnern: "Im ganzen Gebäude und Trainingsgelände waren alle Uhren fünf Minuten früher gestellt als Echtzeit. Weil wer pünktlich ist, ist zu spät." Und wer trotzdem es nicht pünktlich schafft, für den gab es ordentliche Geldstrafen. "Für jede Minute Verspätung waren es damals ich glaube 1.500 Dollar oder so".

Und das führte zu durchaus extremen Reaktionen der Spieler. Vollmer erzählt von seinem Team-Kollegen Rich Ohrnberger, der einmal wegen eines Autounfalls zu spät zum Training kam. "Dann stellte sich allerdings heraus: Er wusste ganz genau, er ist zu spät aufgestanden und wird es nicht pünktlich schaffen und ist dann einem älteren Herrn einfach hinten rein gefahren, damit er eine gute Entschuldigung hat."