Pfingsten

Automatisch erstellte Abschrift des Audios:

Herzlichen Glückwunsch! Wir feiern Geburtstag, denn es ist Pfingsten und das ist sowas wie die Geburtsstunde der Kirche, denn die Bibel erzählt, die Jünger haben sich verängstigt eingeschlossen und dank der Hilfe des Heiligen Geistes waren sie plötzlich begeistert, sind raus, haben in vielen Sprachen über Jesus gesprochen und so den christlichen Glauben in die Welt gebracht. Hallo, ich bin Sven Herget. Ja, heute, 2000 Jahre später, feiern wir Geburtstag, es ist Pfingsten, aber kaum noch jemand feiert mit, denn immer mehr Menschen kehren den Kirchen den Rücken. Woran glauben sie? Glauben sie überhaupt noch? Welche Rolle spielt Spiritualität in ihrem Leben? Genau darüber spreche ich mit Christina Bert, sie ist promovierte Religionssoziologin an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Wie religiös muss denn der Religionssoziologe oder die Religionssoziologin sein oder spielt das gar keine Rolle? Ja, also der Religionssoziologe oder die Religionssoziologin dürfen sich enthalten, sie müssen sich auch enthalten, also wir nennen das auf soziologisch-methodologischen Agnosticismus. Schädliches Wort, ja. Also damit ist gemeint, dass wir uns wirklich abstinent verhalten zu den letzten Wahrheitsfragen, also uns interessiert nicht und es bleibt auch unentschieden, ob diese Inhalte, woran die Menschen glauben, wahr sind, ob sie existieren, nein, das interessiert uns nicht, sondern sie interessieren uns. Sie interessieren uns in der Hinsicht, welche sozialen Folgen sie für die Akteure haben. Das ist also die Frage, ob es einen Gott gibt oder nicht, die ist für sie irrelevant, sondern da gibt es vielleicht eine private Meinung zu, die ich jetzt nicht erfrage, aber das ist was, womit sich dann ihre Befragten beschäftigen und sie schauen drauf, was macht das mit denen? Ja, ganz genau. Was ist denn für sie so das Spannende genau an diesen Fragen? Woran glauben Menschen, was macht das mit ihnen? Also der Glaube ist auch immer ein Symbol für bestimmte Sinnstriche. Sinnstiftung für bestimmte Deutungsmuster, Weltdeutung, Menschenbilder, die durch den Glaube transportiert werden und insofern kann man natürlich auch sehr viel über Einstellungen und über Einstellungswandel auch lernen von den Teilnehmern und Teilnehmerinnen. Das heißt, es sind auch Welterklärungsmodelle und vielleicht auch Ideologien, in denen die Menschen auch gefangen sind oder die sie einfach verfolgen und weitertragen. Und welche Rolle spielt der Glaube für diese Menschen? Also ist das eher was, was Sinnstiftung? Oder was macht das mit den Menschen? Ja, also da gibt es natürlich eine breite Range, also eine ganz, ganz große Vielfalt. Für viele Menschen spielt der Glaube auch heute wirklich noch eine ganz existenzielle Rolle für die eigene Sinnstiftung, für die eigene Verortung in der Welt. Natürlich, wir finden auch andere Menschen, die natürlich agnostisch orientiert sind, für die der Glaube keine Rolle mehr spielt, aber die haben ja vielleicht auch andere Sinnstiftungsinstanzen. Jetzt ist es aber spannend, wenn Sie sagen, dass die Sinnstiftung doch so wesentlich ist. Wichtig ist für die Menschen, wenn ich mir die neuen Zahlen angucke, also zum Beispiel die Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland, die hat dieses Jahr Zahlen veröffentlicht und sagt, in der evangelischen und katholischen Kirche zusammen sind inzwischen weniger Menschen Mitglied als konfessionslose Menschen. Also 39 Millionen Menschen gehören keiner Religion mehr an. Das ist ja aber eigentlich spannend, dass die Menschen den Kirchen oder anderen Institutionen den Rücken kehren, aber gleichzeitig auf Sinnsuche sind. Wie passt das zusammen? Also erstmal. Gilt das natürlich wahrscheinlich für die westlichen Gesellschaften, dieser Bedeutungsverlust der Kirche? Also ja, zeitdiagnostisch stimmt es, wir haben den Befund. Es gibt einen Relevanzverlust der Kirchen, eine Tendenz der Entkirchlichung tatsächlich. Aber was wir nicht haben, ist ein genereller Bedeutungsrückgang des Religiösen. Das heißt, die Welt ist religiös wie nie zuvor, kann man fast sagen, etwas überspitzt. Das heißt, gesamtgesellschaftlich gibt es eben einen Bedarf für Religion. Das ist ja eigentlich schon krass. Das passt ja eigentlich irgendwie gar nicht so richtig zusammen. Oder wie geht das für Sie aus Ihrer wissenschaftlichen Sicht zusammen? Ja, also wir sprechen da von einer sogenannten Entkonturierung der religiösen Landschaft. Das heißt, man kann gegenwärtig beobachten, dass es einen massiven religiösen Wandel gibt, der eben auch in so einer Erosion von traditionellen Institutionen sich zeigt, beobachtbar wird. Und es gibt eine Verlagerung. Das heißt also quasi, die Menschen suchen einfach einen anderen Ort, in anderen Angeboten, das, was sie bei den etablierten Amtskirchen nicht mehr finden. Ist das so? Genau. Also in meiner empirischen Forschung konnte ich beobachten, dass es tatsächlich einen sehr, sehr großen Zulauf auch zur alternativen, weltanschaulichen Szene, ins weltanschauliche Milieu gibt. Das heißt, die Leute finden dort etwas, was sie in den Amtskirchen vermissen, was sie dort nicht mehr gefunden haben und leben das sozusagen alternativ aus. Was ist das, was die da finden? Also das wäre ja genau das Spannende jetzt. Ganz verschiedene. Also zum einen natürlich ein bestimmtes Weltbild, also ein Welterklärungsmodell, das vor allem das Subjekt ins Zentrum stellt. Also jenseits von religiösen Autoritäten ist es der Einzelne, der eben zum Experten, zum religiösen Experten avanciert. Also es ist eben dann nicht der Papst oder der Bischof, der Pfarrer, der sagt, so und so läuft es. Oder es ein Gesetzbuch gibt der Kirchen, wo sagt, das und das musst du glauben. Also da kann man ein bisschen individueller rangehen und sagen, das und das finde ich schön, das passt zu mir. Genau. Damit einher geht natürlich auch so eine Oppositionshaltung zu traditionellen konventionellen Normen. Ja, also man möchte sozusagen sich emanzipieren. Man versucht so eine Art eigene religiöse Souveränität, Autorität auch zu erlangen und eben nicht mehr auf Autoritäten zu hören, das von außen aufoktroyiert zu bekommen, sondern aus sich selbst heraus zu entwickeln. Also das ist der Bedarf, den es gibt. Und tatsächlich ist der Zugang auch sehr, sehr niedrigschwellig. Was daran natürlich liegt. Dass man keine formelle Mitgliedschaftsrolle einnehmen muss, sondern sich flexibel und unverbindlich mal der einen, mal der anderen Strömung zuschlagen kann und eben nicht ein für alle mal festlegen muss. Das heißt, es ist auch so ein bisschen ausprobieren quasi. Heute passt mir das gut. Nächste Woche versuche ich mal was anderes. Genau, das ist so ein Experimentieren mit verschiedenen Stilrichtungen auch sozusagen. Also die eigene religiöse oder spirituelle Identität wird sukzessive aufgebaut. Ja, und es ist auch ein Bedienen. Also ein bisschen so. Das ist ein konkretistische Element. Das heißt, man bedient sich verschiedener Aspekte aus verschiedenen Religionen oder weltanschaulichen Richtungen. Ein bisschen Buddhismus gespickt mit vielleicht auch christlichen Werten. Auch das kann vorkommen. Also das ist keine komplette Oppositionshaltung gegenüber der christlichen Kirche. Aber man schöpft aus einem Pool eines sehr, sehr bereichten Deutungsangebots. Dazu passt auch sehr gut eine Studie, die erst im Februar 2025 das Institut für Demoskopie in Allen zeigt. Das ist eine Studie, die erst im Februar 2025 das Institut für Demoskopie in Allen zeigt. Das ist eine Studie, die erst im Februar 2025 das Institut für Demoskopie in Allen zeigt. Das ist eine Studie, die erst im Februar 2025 das Institut für Demoskopie in Allen zeigt. Also die hat sie durchgeführt. Ist repräsentativ für Deutschland. Da wurde gefragt, woran glauben denn die Menschen? Das passt ja auch ein bisschen zu ihren Befunden. Und ich sag mal, die drei häufigsten Aussagen waren an die Kraft der Natur. Immerhin 68 Prozent haben dem zugestimmt. An Fügung, an Schicksal, aber auch an gute Taten, dass die positive Konsequenzen haben. Deckt sich das mit dem, was auch Sie so in Ihrem religionssoziologischen Alltag erleben in den Interviews? Ja, also unbedingt. Ja, also unbedingt. Und die Teilnehmer und Teilnehmerinnen gaben sehr oft an, dass es um so eine Art Naturverbundenheit geht, die da irgendwie ausgelebt werden möchte. Dass es auch um den Glauben an einen übergeordneten Sinn geht. Also das müssen gar nicht unbedingt deistische Aspekte sein. Also das heißt, es geht nicht um die Glaube an einen personifizierten Gott, sondern auch das können Energien sein, irgendwelche Naturkräfte, Chakren, ja, das werden da benannt. Also es gibt eine gewisse Entfernung auch von so einer personalisierten Gottseite. Jetzt ist es natürlich so, wenn man theologisch das übersetzen würde, könnte man ja sagen, also an die Kraft der Natur glauben, könnte der Theologe sagen, naja, aber wir wissen ja laut Bibel, dass Gott der Schöpfer ist, er steckt in allem. Da könnte man sich ja auch wiederfinden. Theoretisch finden sich die Leute aber offenbar nicht. Woran liegt das? Also da gibt es natürlich verschiedene Gründe. Also einmal ist es sicherlich der Zeitgeist, dass es generell eine Abwendung oder eine Distanzhaltung zur Kirche gibt. Damit ist natürlich keine Abwendung. Also das ist natürlich eine Abwendung. Also das ist natürlich eine Abwendung. Also das ist natürlich eine Abwendung. Also das ist natürlich eine Abwendung. Also das ist natürlich eine Abwendung. Also das ist natürlich eine Abwendung. Es ist natürlich keine Aussage getroffen, ob man dort in diesen Szenen auch solche Ansprüche eingelöst bekommt. Aber die Kirche hat an Glaubwürdigkeit verloren, sie hat für viele nicht mehr diese Orientierungsfunktion, die sich die Leute wünschen und dann kommt es eben zu dieser Suchbewegung, zu dieser Umorientierung und ob die wirklich immer da landen, wo es sozusagen besser ist, das muss hier an dieser Stelle auch unentschieden bleiben, aber wir können auf jeden Fall herauslesen durch dieses Bestreben. dass es einen unglaublichen Bedarf gibt.