Automatisch erstellte Abschrift des Audios:
Anna Loos feiert die Liebe und das Leben auf ihrem neuen Album. Für mich war das ein Gespräch, wo alles zur Sprache kam. Liebe, Beziehung, Kinder, Eltern, Beruf, Kreativität, Politik. Die Zukunft, der Anna Loos hoffnungsvoll entgegensieht. Ich bin 52 Jahre alt, meine Kinder werden langsam groß. Ich gehöre nicht zu dieser Gruppe, die sagt, was soll das nur werden mit dieser Jugend? Das wird doch alles nichts. Ich gucke mir die Kinder gut an. Ich kenne viele Kids in dem Alter meiner Kinder und auch von meiner Stieftochter. Das ist eine geile Generation, die da groß wird. Die werden alle Probleme lösen. Ich habe ganz viel Vertrauen in die, das wird gut. Welches Lied auf dem Album hat viel mit Jan-Josef Schlieffers zu tun? Warum sie Gipperin ohne Boot ist? Und sie gerne noch mal ein bis zwei Jahre in ein anderes Land ziehen würde? Herzlich willkommen, Anna Loos. Danke, dass ich da sein darf. Was eine spannende Woche für dich mit dem neuen Album. Das Leben ist schön. Ich durfte es vorher hören und ich finde, das ist so wunderschön. Danke, das freut mich. Heute Morgen warst du im Morgenmagazin. Das wirkt so routiniert, als ob du diesen Titel schon oft gespielt hast. Das Leben ist schön. Wir haben zwei Tage geprobt, weil wir mit der Nummer unterwegs sind. Das ist spannend. Ich bin ja nicht alleine da und sing das Ding alleine. Ich habe eine Megaband, ich habe total coole Leute mit. Ich habe über die Jahre mein Team zusammengesammelt. Ich habe heute Morgen auch wieder gemerkt, es ist nicht so leicht, um 5.30 Uhr aufzuschlagen und Musik zu machen. Aber mit den richtigen Leuten klappt das auch. Ist nicht so ganz deine Uhrzeit? 5.30 Uhr nicht, aber ich bin früh aufstehe. Ich habe Kinder und Tiere und stehe sowieso immer früh auf. Von daher geht es. Aber so singen morgens ist gewöhnungsbedürftig. Ich habe mir bei dem Album gedacht, es muss toll sein, dich als Freundin, Mutter, Partnerin zu haben. Du bist schon jemand, der einem die Sonnenseiten des Lebens zeigt, wenn man es so sagt. Ich bin ein Optimist, ich nenne mich auch Positivist. Ich habe oft jemanden vor mir sitzen, der mich aufsucht, weil es ihm nicht so gut geht. Ich sehe das wirklich so. Das haben mir meine Eltern mitgegeben oder meine Großeltern. All diese Probleme, die vor einem liegen, die sind toll. Das sind Freunde, weil die einen stoppen und sagen, ich will nicht mehr so viel machen. Die zwingen uns, andere Wege zu gehen. Die zwingen uns vor allem dazu, uns zu entwickeln. Durch die Reibung, die sie verursachen. Deshalb sind die toll. Deshalb kann man froh sein, dass die irgendwann mal auf dem Weg liegen. Ich habe eine Reportage gesehen über die Havel. Du bist geboren in Brandenburg an der Havel. Vielleicht liegt es an der Havel, dass die Havel immer wieder auf dem Weg sind. Vielleicht liegt es auch an dieser tollen Gegend. Dort groß zu werden, das muss was Besonderes sein. Brandenburger Härte, sagt man ja auch. Nein, ich liebe meine Stadt. Die Brandenburger sind die Berlinern schlimmer als die Berliner. Die sind einfach ein ehrliches und sehr loyales Völkchen. Der Brandenburger nimmt kein Blatt vor den Mund. Aber wenn man den zum Freund hat, hat man auch einen Freund auf Lebenszeit. Spielt Natur, kann man das sagen? Bist du in der Natur groß geworden? Spielt das heute noch eine wichtige Rolle? Ja, ich liebe die Natur. Ich liebe alles, die Wälder, nur eine Blumenfiese. Ich liebe vor allem als Brandenburger das Wasser. Ich habe Corona auch genutzt, um einen Bootsführerschein zu machen. Den habe ich jetzt. Jetzt bin ich ein Skipper. Das ist als Brandenburger toll, wenn man sich auf dem Boot bewegen kann. Hast du ein eigenes Boot? Nein. Aber das muss jetzt kommen, oder? Nee. Ich finde es schön, wenn man ein paar Wünsche offen hat. Ich leihe mir einfach ein Boot. Das Nächste, was ich machen will, ist Segeln, auffrischen. Es ist schon lange her, dass ich gesegelt bin. Ich würde gerne ein Motorsegelboot mir leisten. Ich würde gerne ein Motorsegelboot mir leihen und da mal eine Reise machen mit meinem Mann. Das wäre toll. Ja, dein Album. Das fangen wir mal mit ... So heißt das Album, das Leben ist schön. Ich habe mir zu allen Titeln immer was aufgeschrieben. Für mich ist das auch ein Fest auf die Zweisamkeit. Ja, ist es auch. Ja, also wie schön ist es eigentlich, wenn man jemanden an der Seite hat, mit dem man das Glück und auch die schwierigen Momente teilen kann? Ja, es gibt ja diesen Witz über diesen Menschen, der mit Michelle Pfeiffer auf einer einsamen Insel strandet. Und dann einer Kokosnuss Haare anklebt und ihr ein Gesicht malt. Und ihr dann erzählt, wie toll das ist, mit Michelle Pfeiffer auf der Insel zu sein. Weil ihm das total fehlt. Er hat ein riesengroßes Menschenglück mit niemandem. Deshalb macht er sich einen Kokosnuss-Freund, damit er irgendjemanden hat, dem er das erzählen kann. Ich bin schon manchmal ein bisschen Eremit. Ich brauche manchmal Zeit für mich. Aber ich liebe das, im Team zu spielen. Ich liebe das, nicht alleine durch mein Leben zu gehen. Ich bin auch ein ganz guter Teamplayer. Du bist diejenige, die ... Du bist einfach eine gute Seele, eine gute Partnerin. Ich bin einfach eine verdammt gute Partie. Ja, genau! Ab einem gewissen Alter kann man es auch einfach mal sagen. Ja, finde ich auch. Ich sag das manchmal. Nein, ich bin auch anstrengend. Aber ich sag manchmal meinem Mann auch. Du weißt nicht, wie gut du es hast mit mir. Man kann es ja mal sagen. Das Leben ist schön hat auch schon was mit Jan Josef Liefers zu tun. Auf jeden Fall, ist inspiriert von meinem Leben. Was hat er zu dem Album gesagt? Er ist einer der Ersten, der so was hört von dir. Ja, der findet es toll. Er hat die Regie gemacht für das erste Video, was wir gedreht haben, zum Mauern. Bei uns ist das immer so, man sitzt zu Hause und überlegt, ich brauche eine Idee für dieses Video. Meine Idee ist der rote Faden durch das Leben. Schwerelosigkeit wäre cool, fliegen geht nicht, was geht noch? Dann sitzt man am Frühstückstisch und hatte ein paar coole Ideen. Da hab ich gesagt, wo du so tolle Ideen hast, kannst du die Regie machen? Dann hat er gesagt, könnte ich machen. Dann hab ich gesagt, wann willst du denn? Dann ist das halt so bei uns. Das ist halt schön, wenn man sich in der Kreativität austauschen kann. Ihr habt ja auch beides. Im Grunde passt ja auf dir dieses eine Lied mit diesen 100.000 Farben. Das bist ja du. So viele Talente, manchmal ist das gar nicht so einfach. Man muss sich schon die Zeit freiräumen. Ich hab schon die eine oder andere tolle Rolle abgesagt, weil ich die Zeit brauchte, um, keine Ahnung ... Ich hatte mir vorgenommen, eine Tour zu spielen. Oder mich für eine Tour vorzubereiten. Oder bin in einem Produktionszeitraum. Wenn eine Anfrage kommt, ist es, als würde ich einen großen Film drehen. Dann kann ich halt nicht. Ich teil mir das schon ein. Bei 100.000 Farben, das hat nicht so viel mit meinen Talenten zu tun. Das Lied ist inspiriert von meiner Tochter und ihrem besten Freund. Die ist in der 10. Klasse und die gehen seit der 1. Klasse, also auch schon zehn Jahre, gemeinsam durchs Leben. Die verbringen Urlaube miteinander. Mittlerweile sind sie unsere Familie und schon richtig befreundet. Der war immer anders, hat sich die Nägel lackiert. Als kleiner Junge, die Haare gefärbt. Hat die pinken Tops meiner Tochter getragen. Wir leben in Berlin und die beiden haben ständig Stress. Ehrlich? Ja, leider. Ich hab die so oft an unserem Küchentisch sitzen gehabt. Auch wirklich unglücklich. Irgendwann hab ich dann selber so rekapituliert, was ich denen gesagt hab. Und dachte, da mach ich eine Nummer draus. Das trifft viele junge Leute, vor allem Mädchen und Jungs in der Pubertät. Aber auch wir als Erwachsene, denke ich, ist es auch für uns mal ganz gut, so was wieder zu hören. Was ich denen gesagt hab, war, jeder von euch hat eine Farbe. In der kann man leuchten. Die sucht nur ihr aus und nicht irgendjemand sonst da draußen. Ob's die Leute stört oder nicht, ist scheißegal. Ihr müsst diese Farbe suchen, ihr müsst sie finden. Wenn ihr die habt, dann glaubt daran. Lasst euch nicht verunsichern und verrückt machen. Es ist egal, was die anderen sagen. Mich wundert das wirklich. Ich hör immer so, auch in Berlin kannst du rumlaufen. Jeder ist anders und bunt. Auch da hat der Junge Probleme. Beides. Zum einen ist die Stadt bunt. Man sieht viele verschiedene Menschen hier. Das ist eine bunte Mischung. Aber es gibt auch hier Momente, wo du als Mensch, der nicht mit dem Mainstream geht und ein bisschen anders bist, wo du hier Probleme bekommst. Das ist sehr schade. Ich find's schade, dass die Leute nicht offen genug sind. Dass wir diese Gender- und Diversity-Debatte haben, zeigt mir, dass es nicht nur die Männer gibt, sondern auch die Frauen. Die haben auch eine gewisse Bedeutung. Die haben auch eine gewisse Bedeutung. Das ist ein kleiner Beitrag zu dieser Debatte. Hunderttausend Farben. Hört sich auch schön an, der Beitrag. Es ist so schön, ich kann es mir so richtig vorstellen. Du hast gesagt, alle kommen immer zu mir. Aber es ist auch schön, wenn die Freunde der eigenen Kinder ... Ihr habt ja zwei Töchter. Töchter und Sohn aus der ... Wie sagt man da? Aus früheren Beziehungen. Ich sag immer gerne Beutekinder. Sind meine Beutekinder. Ich find's toll, dass die ... Wir sind schon eine gepatchwirkte Family. Du hast zwei Beutekinder und zwei eigene Kinder. Eigentlich hast du vier Kinder. Meine Stiefdochter ist schon ... Ich hab sie schon mal kennengelernt. Ich hab sie schon mal kennengelernt. Die ist schon eine erwachsene Frau, die ist 36. Gestandene Bühnenbildnerin, eine ganz tolle Künstlerin. Die hat, weil ich die als Künstlerin so liebe, die Grafik für mein Album gemacht. Die Fotos hat ein toller Fotograf gemacht, ein Freund von mir, der Olaf Heine. Ihr hab ich die Grafik in die Hand gegeben. Ich finde es schade als Künstler. Man arbeitet meistens mit Grafikbüros für so was. Da kann man nicht so viele Runden drehen. Ich wollte mich für diese Platte endlos auseinandersetzen mit Schrifttypen und wie ich das mache. Ich hatte die Idee mit dieser Regenscheibe. Was man sieht auf der Platte und auf dem Plakat. Um das alles herzustellen, fand ich das toll, das in ihre Hände zu legen. Das hat sie richtig cool gemacht, unsere Große. Das klingt nach einem Familienunternehmen. Man nutzt alle kreativen Möglichkeiten. Wenn jemand was drauf hat in der Familie, wäre man ja doof, wenn man das nicht nutzen würde. Da kann man auch Tacheles reden. Ja, genau. Ich konnte mich mit der Paula viel mehr austauschen, als ich das mit einem Grafiker gemacht hätte, den ich nicht so gut kenne. Ich kann nachts um zwölf mit der eine Stunde darüber reden, ob der Schrifttyp geil ist oder nicht. Da zeigt mir jeder Grafiker sonst einen Vogel. Dass du dich in so Sachen reinstürzen kannst, das ist ja echt verrückt. Ich bin ganz schlimm. So wollte ich es nicht formulieren. Aber das klingt so, dass du bis ins letzte Detail alles unter Kontrolle hast. Ja, so ist es auch. Der arme Janni. Nein, der ist ja auch so. Ich hab das schon dazugelernt im Kino. Früher habe ich mich auch wirklich in alles eingemischt. Heute weiß ich das zu schätzen. Wenn ich richtig gute Leute gefunden habe, dann lasse ich die auch laufen. Wie so Rennpferde. Wenn ein guter Cutter ist, ist ein guter Cutter. Da muss ich nicht jeden Tag daneben sitzen, damit der einen guten Schnitt abliefert. Der macht das. Und ein Regisseur und ein Kameramann und auch eine Grafikerin. Ich lasse die dann schon laufen. Ich vertraue dir, dass du das Beste abgibst, was du abgeben kannst. Und bitte go for it jetzt. Ich hoffe, ihr habt eure Kinder auch wie Rennpferde losrennen lassen und nicht kontrolliert. Das wäre ja schlimm. Aber die sind ja auch jetzt beide schon als Schauspielerinnen erfolgreich. Erfolgreich weiß ich jetzt gar nicht. Die spielen ab und zu. Unsere große Tochter hat ja schon ihren eigenen Song rausgebracht auf Spotify. Die ist wirklich ... Beide sind total künstlerisch veranlagt. Was ich interessant finde, unsere große Tochter interessiert sich jetzt aber unglaublich für IT. Sie möchte gerne künstliche Intelligenz und Maschinen ... Auf Maschinen angewandt? Nee, Maschinen-Learning oder was weiß ich. Ich weiß gar nicht. Die macht jetzt einen Kurs nach dem anderen und will das studieren. Die sagt, das ist die Zukunft, Mama. Die kannst du dann auch wieder nutzen im Familienunternehmen. Das ist ja die Lilly, die ältere, oder? Genau. Die hat doch auch letztens in diesem Kinofilm mitgespielt. Genau, dafür hat sie auch einen Soundtrack gemacht. Ganz genau da. Und dass sie jetzt ... Die hat ja auch schon mal einen Song drauf. Die hat auch viele Farben, viele kreative Farben, Möglichkeiten. Ja, die sagt halt, die möchte kein Theater machen. Ich dachte immer, die landet an einer Schauspielschule. Wir haben uns Hochschulen angeguckt. Aber die hat gesagt, die nimmt dann Workshops bei amerikanischen Superlehrern. Wenn die nach Deutschland kommen oder nach England. Die spricht ja sehr gut Englisch. Dann sagt sie, ich würde mir gern die Leute aussuchen, die das lernen. Die haben eine völlig andere Auffassung als ich das hatte. Aber das sind auch andere Zeiten. Jetzt gibt es auf einmal Workshops von Lehrern, die am Strasbourg unterrichten in New York. Dann kann man einen Monat mit denen einen Intensivkurs machen. Zu meiner Zeit gab es das gar nicht. Da gab es nur, gehst du an eine Uni oder nicht. Ja, klar. Das ist schon toll. Das ist halt beides. Die Gefahren von diesem ganzen, auch bei günstlicher Intelligenz, diesem ganzen Netz. Aber du hast die Möglichkeit, es gibt ja alles. Es ist für die Kids dadurch umso schwieriger geworden, sich zu entscheiden. Weil die Möglichkeiten so immens gestiegen sind. Früher, das kann einen auch ganz schön erdrücken. Ich weiß gar nicht, wie gut ich mich da zurechtfinden würde. Andererseits wachsen die auch da rein. Wenn man vergleicht, wie du groß geworden bist. Auch in Brandenburg und mit 17 geflüchtet. Du hattest ja eine schöne Kindheit. Das sagst du immer und ich kann es mir gut vorstellen. Sonst wärst du nicht die gestandene Frau, die du heute bist. Aber es war viel begrenzter in den Möglichkeiten, allein vom Reisen. Na ja, klar, sowieso. Bei uns ging ja Reisen nicht so viel. Reisen war für mich ein bisschen anders. Es ging ja Reisen nicht so viel, reisemäßig. Aber das find ich halt ... Ich find halt ganz toll ... Meine Vision von der künstlichen Intelligenz ist nicht, dass die den Menschen auslöscht. Obwohl ja eine große Petition im Umlauf ist von Leuten, die verantwortlich sind für die Erschaffung von künstlicher Intelligenz. Die sagen, es könnte zur Auslöschung der Menschheit führen. Ich hab diese Angst gar nicht so. Wahres von Unwahrem zu unterscheiden, was ja jetzt schon der Fall ist. Und was uns in Zukunft vor größere Herausforderungen stellen wird. Aber ich glaube, dass es auch positive Aspekte haben wird. Diese KI zum Beispiel, das Bildungssystem in Deutschland. Das ist so reformbedürftig. Wir sind wirklich immer noch dabei, Leute zu erziehen in diesem System, die auf Befehle hören, die Sachen nachmachen. Die Dinge auswendig lernen. Die Kreativität kommt viel zu kurz in diesem System. Ich glaube, dass diese Entwicklung mit der künstlichen Intelligenz dazu führen wird, dass das reformiert werden muss. Weil das gar nicht anders funktioniert sonst. Das sagen ja ganz viele. Auch diese ganzen Arbeiten, die man schreibt, das kann's nicht mehr sein. Es ist einfach gar nicht mehr nötig. Meine Tochter sagt zum Beispiel, das kann man nicht mehr lernen, das macht die KI. Aber man muss verstehen, wie es funktioniert. Deshalb muss man es trotzdem lernen. Bestimmte Sachen, auch schultechnisch, Grundlagenwissen ist nötig, damit man weiß, wie das geht. Aber die Kreativität, darum geht's. Das ist ja das, was uns den Menschen ausmacht, diese schöpferische Fähigkeit. Das müssen wir viel mehr in den Fokus rücken. Das freut mich total, dass diese Zeit der kreativen, schöpferischen Gedanken höchstwahrscheinlich vor der Menschheit liegt. Ich, Positivist, stell mir das so vor. Ich weiß nicht, ob du schon mal Chet Chibiti gefragt hast. Na klar, logisch. Es ist doch der Hammer. Dann hab ich sofort gehört, dass einige gesagt haben, man muss das verbieten. Ich finde, das ist der völlig falsche Weg. Klar müssen wir lernen, damit umzugehen. Aber verbieten wird eh nicht funktionieren. Ich weiß, dass das mit den Verboten schon mal funktioniert. Wenn ich das Wort schon höre, frag ich mich, was soll das denn? Aber ich glaub, dieser verantwortungsvolle Umgang damit oder dieses turbokapitalistische Entwickeln von diesen Chet Chibitis führt dazu, dass sie sich irgendwann in einem Affenzahn entwickeln. Jetzt schon und auch schon haben. Es geht ja immer um größer, schneller, weiter. In diesem Zusammenhang wäre Besonnenheit ganz gut gewesen. Aber das kann man im Turbokapitalismus, wenn es um Geld geht, direkt mal streichen. Dann gibt es auch immer wieder andere Kräfte. Und es gibt deine Tochter, die da eine führende Rolle spielen wird. Die wird schon dafür sorgen, dass es in die richtige Richtung geht. Ich bin ja jetzt 52 Jahre. Meine Kinder werden langsam groß. Ich gehöre nicht zu dieser Gruppe, die sagt, was soll das nur werden mit dieser Jugend? Das wird doch alles nichts. Ich gucke mir die Kinder gut an. Ich kenne viele Kids in dem Alter meiner Kinder und auch von meiner Stieftochter. Das ist eine geile Generation, die da groß wird. Ich glaube, die werden alle Probleme lösen. Ich hab ganz viel Vertrauen in die. Da können wir wirklich sagen, dass wir die nicht mehr so gut kennen. Das ist schon mal sehr gut. Noch mal zu deinem Album. Wir waren ja ... Wir verquatschen uns ja total. Was ist morgen alles geplant? Wahrscheinlich viel, oder? Oder ist alles schon getan an Arbeit? Morgen kommt es offiziell raus. Morgen fahre ich mit meiner Band und meiner Crew nach Leipzig. Dann sind wir bei Riverboat zu Gast. Bei Mauern hab ich an die Mauern gedacht. Hat das auch eine Rolle gespielt? Eigentlich nicht. Aber auch diese Mauer wurde ja gebaut, angeblich zum Schutz sozusagen. Das ist vielleicht ein gutes Beispiel. Diese Mauern, die man zum Schutz um sich herum errichtet, die sind auch immer etwas, was etwas einschließt. Und B, natürlich vor allen Dingen etwas ausschließt. Ich hab neulich ein langes Gespräch gehabt mit einer guten Freundin, die in Leipzig war. Die war wahnsinnig enttäuscht von einem Mann. Die hat sich nach ganz langer Zeit, allein als Mutter, wieder richtig doll verliebt. Die sagte immer, der muss so und das geht nicht. Das war ja früher so. Dann hab ich die gerüttelt und gesagt, du weißt schon, dass das ein anderer Mensch ist, der das Recht hat, nicht belastet zu werden mit dem, was ein vorheriges Arschloch angerichtet hat. Also mach dich doch mal frei von dem ganzen Zeug und geh doch mal frei auf diesen Menschen zu. Der hat auch das Recht, dass du ihm frei begegnest. Nur wenn mich jemand enttäuscht, heißt das ja nicht, dass ich mit dieser Prophezeiung in mir, dass jeder Mensch, den ich begegne, mich genauso enttäuschen wird, auf alle anderen Menschen zugehen. Ich muss mich immer wieder davon frei machen und anders lernen, damit umzugehen. Ich meine nicht, dass man sich eine dicke Elefantenhaut zulegt, dass einen gar nichts mehr tangiert. Das meine ich auch nicht. Aber ich verstehe, dass man Mauern errichtet um sich herum. Ich hab das auch. Als Schutz? Ja, als Schutz. Aber man muss das auch immer mal wieder sich angucken bei sich selber und sich sagen, komm, runter mit denen, weg damit. Ich brauch das nicht, ich bin stark genug. Sich lieber anders stärken, als diese Mauern zu bilden. Und wenn man die Mauern einreißt, wenn man auch Schwächen zugibt, man merkt immer sofort, wie viel einem da entgegenkommt. Ja, auf jeden Fall. Man hat eine richtige Begegnung, wenn man in der Lage ist, seine Mauern runterzureißen. Wenn man die bis über den Hals hat, kommt man nicht dazu, Leuten zu begegnen. Dann ist das nur oberflächlich. Das würde ich auf Beziehungen auch anwenden. Wenn ich mich nie wirklich zeige in meiner Verletzlichkeit, wie ich wirklich bin, dann wird es nie so innig. Das ist ja auch etwas, was man sich nicht mehr so bewusst macht. Man muss sich nicht mehr so bewusst machen, dass man sich nicht mehr so bewusst macht. Das ist ja auch etwas, so ein starkes Band, was man mit jemandem hat, den man viele Jahre kennt. Das beruht ja auch darauf. Man hat gemeinsame Zeit verbracht, gemeinsame Erlebnisse erlebt. Und man hat sich einander gezeigt. Das heißt, man kennt sich so gut wie niemand sonst auf der Welt. Das macht ein unglaublich starkes Band. Da denke ich an euer Band, du und Jan-Josef. Das ist ein sehr starkes Band. Ihr kennt euch schon, seid schon über 20 Jahre zusammen. Aber nächstes Jahr ist 20-jähriger Hochzeitstag. Genau, stimmt. Wie schön. Das hast du ja schon erzählt im Interview. Da wird groß gefeiert. Da wird groß gefeiert, ja. Das hoffe ich. Das passt eigentlich immer noch ganz gut zu den Mauern. Jeder sieht das anders. Aber ich finde schon, wenn man so ... Wenn man so ein bisschen ... Wenn man so gemeinsame Wurzeln hat im Leben, hilft das. Jan-Josef hat ja auch eine große Rolle gespielt in der DDR. Auch mit seiner Rede. Da habe ich mir gedacht, das verbindet euch doch bestimmt auch, diese gemeinsamen Wurzeln. Ich glaube, dass tatsächlich, wenn man jetzt sozusagen aufgewachsen ist in so einem System wie der DDR ... Ich hatte eine unbeschwerte Kindheit, habe ich ja schon oft erzählt. Und bin dann aber auf so eine Schwere gestoßen in meiner Jugend, als es an einer bestimmten Hürde nicht mehr weiterging. Ich denke mal, dass jeder, der über dieses Kindheitsstadium herausgekommen ist in der DDR, das noch erlebt zu haben, der wird an irgendeine Hürde gestoßen sein in irgendeiner Beziehung. Und viele Gefühle, die damals in der Gesellschaft kollektiv waren, wie zum Beispiel, Geld bedeutet nicht viel, ob du es hast oder nicht, kannst du eh nichts von kaufen. Es ging vielmehr darum, zusammen ein Netz zu werken. Zu sagen, du hast das, ich hab das, lass uns das zusammen so machen. Man war vielmehr damit beschäftigt, mit den anderen Verbindungen einzugehen. Ich weiß, meine Eltern haben ein Haus gebaut, ohne ihre Freunde hätten die das nie geschafft. Weil die alleine die Rohstoffe nicht zusammenbekommen hätten. Dieses Gemeinsame. Dieses Gefühl von eingesperrt sein, was die Leute da hatten. Das kann man halt ... Ich versuch's mal noch einfacher auszudrücken. Der Geruch eines Paketes, das aus dem Westen kommt, wenn man das aufmacht in der Küche, der durch das ganze Haus strömt. Das kann man niemandem erklären, der das nicht erlebt hat. Das ist eine gemeinsame, kollektive Erinnerung. Die teile ich in vielen Punkten mit Jan-Josef. Ich könnte mich auch in einen Amerikaner verlieben. Aber bitte jetzt nicht. Nein, nein. Oder in einen Franzosen. Oder in einen Italiener. Ich weiß nicht, ob der auch auf der Liste möglich wäre. Französisch klingt so schön, auch wenn ich's schwer verstehe. Kannst du Französisch? Nein, nicht sehr gut. Aber ich hab mir vorgenommen, wenn unsere Kinder alle aus dem Haus sind, dann find ich das eine tolle Gelegenheit, noch mal ein, zwei Jahre irgendwo hinzuziehen, wo ich eine Sprache lernen könnte, weil ich mich dazu zwinge. Kann ich mir super vorstellen. Ehrlich? Würdst du das hinkriegen? Ja, ich bin jetzt 20 Jahre schon Mutter. Meine Zeit besteht vor allem darin, für Kinder irgendwas zu machen und ein bisschen zu arbeiten. Ich liebe Sprachen. Ich hab dadurch, dass ich ein bisschen ... Natürlich auch mit diesem Ost-Ding. Ich hab schon so einen Manko, was Sprachen angeht. Ich würde da gerne was dagegen machen. Das ist eine gute Gelegenheit, wenn die Kinder mal raus sind. Es ist so schön. Nicht, dass die Leute mich falsch verstehen. Endlich mein ich mir jeden Tag mehr Sprachen. Wir sind nach Hause gekommen und es sah genauso aus, als wir weggefahren sind. Das hab ich schon lange nicht mehr erlebt. Das war so schön. Das kann ich gut verstehen. Du bist auch keine Mutter, die so festhält. Du lässt die Kinder Flücke werden. Nee, ich freu mich total darauf, dass die Flücke werden. Ich hab's ja schon bei meiner Stieftochter gesehen, wie das ist, wenn die in ihre eigene Wohnung zieht. Die ist später in eine eigene Wohnung gezogen. Aber wenn die dann so langsam in ihrer Berufswelt Erfolge einsammeln und ihr Erwachsenenleben selber anfangen zu gestalten. Das ist toll. Jetzt seh ich's bei meiner eigenen großen Tochter. Ich war gestern mit der auf dem Weg von der Probe nach Hause. Ich bin an ihrer Wohnung vorbeigefahren. Dann hab ich sie angerufen und gesagt, wollen wir essen gehen? Dann sind wir schnell zum Asiaten bei ihr um die Ecke gegangen. Dann saß dieses Kind da wieder vor mir. Ich hab die ein paar Tage vorher das letzte Mal gesehen. Die verändert sich jetzt so. Die wird jetzt so eine junge Frau. Die wird jetzt so unabhängig von mir. Das tut ihr richtig gut. Es macht einfach Spaß, anzugucken. Es ist schön, dass du das kannst. Es ist für viele nicht so einfach. Man begegnet sich auf eine erwachsene Frau. Man begegnet sich plötzlich auf einer anderen Ebene. Es ist nicht nur mehr dein Kind. Wir dürfen die Kinder nicht festhalten. Wir dürfen die begleiten, eine Zeit lang sehr intensiv. Dann werden wir die immer begleiten. Aber wir müssen die fliegen lassen. Wir müssen sie fliegen lassen, ganz genau. Sehr schön. Ganz kurz zum Ablauf deines Lebens. Es könnte Frankreich werden in ein, zwei Jahren bei dir. Ja, oder Tokio, keine Ahnung. Jetzt muss ich ja noch mit meinem Mann abstimmen. Genau, das wollte ich grad sagen. Ist der auch so, dass er sagen würde, er würde mitkommen? Ja, na klar. Cool. Da müsst ihr euch einigen auf das Land, wo es hingeht. Das schaffen wir, glaub ich. Das Diskussieren hört nie auf. Die Ideen hören nie auf, sagen wir es mal so. Einer hat eine Idee, der andere kriegt die serviert. Dann fängt man an zu überlegen, ist das toll oder nicht? Lass mal versuchen. Oder lass aus diesem Grund nicht versuchen. Wichtig ist auch, die Umsetzung muss man hinkriegen. Das ist auch nicht so einfach. Da seid ihr auch ganz gut. Ich hab irgendwie, glaub ich ... Tatsächlich ist es so, man darf sich von diesem Großen und Ganzen nicht abschrecken lassen. Manchmal hat man so große Ideen und denkt dann, oh mein Gott. Bevor man sich in Bewegung setzt, hat man Angst, dass man es lässt. Ich schalte dann immer um und sag, was wäre der erste Schritt? Der erste Schritt wäre das und das. Das ist dann viel kleiner meistens. Nach dem Motto, wir wollen ins Ausland ziehen. Sagen wir mal, wir ziehen nach Paris. Meine Güte, diese Wohnung auflösen, eine andere anmieten. Die Kinder, was wird mit den Hunden? Ich würde sagen, das Erste wäre, dass man eine Wohnung in Paris findet. Dann würde ich gucken, muss nicht ein Jahr sein, lass doch mal nach Airbnb gucken. Dann würde ich was suchen und sagen, da sind wir schon mal in Paris und gucken uns das mal an. Dann können wir entscheiden, trinken wir mal einen Kaffee. Dann ist der erste Schritt gemacht. Du bist so pragmatisch, du bist so lebenstauglich. Du bist einfach für's Leben gemacht. Genau so muss man es machen. Ich merk mir das. Man nimmt ja immer mit, auch ich, von so Gesprächen, in kleinen Schritten anfangen. Wenn es nicht klappt, ist es auch nicht schlimm. Aber wenn man das ganz gut macht, wenn man das ganz Große sieht, sind zu viele ... Manchmal ist der Weg auch das Ziel. Dann sitzt man in Paris im Café und denkt sich, die Franzosen sind mir doch zu arrogant. Vielleicht doch lieber Barcelona oder Tokio? Man muss das alles auf sich wirken lassen. Man kann ja nicht immer so einen Riesenplan machen. Dann ist die Welt, wie man sich das vorstellt, die Welt ist ja noch mal anders. Jeder Tag ist anders, das Leben ist anders, die Menschen sind anders. Man kann viele Sachen nicht kontrollieren. Aber die Freiheit wird schon größer, wenn man weiß, die Kinder kommen alleine zurecht. Es ist schon ein Unterschied, ob die Kleinen ... Da ist man schon mehr gebunden. Ihr musstet euch immer absprechen, wer dreht da und wer ist zu Hause. Wir haben uns die große Freiheit genommen, vor vielen Jahren zu sagen, wir nehmen in unsere Familie eine Kinderfrau auf, die arbeitet seit vielen Jahren für uns. Die wird wahrscheinlich auch noch ohne Kinder arbeiten und hier in Rente gehen. Die kommt mit nach Paris. Wer weiß. Auf jeden Fall ist das für uns ... Meine Eltern haben am Anfang sehr geholfen, was die Kinder angeht. Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass meine Mama diese fünf Stockwerke bis zur Schulklasse meiner kleinen Tochter nicht mehr hochkam. Dann mussten wir uns was anderes einfallen lassen, weil dieses Back-up nicht mehr so gut funktioniert hat. Das haben wir dann auch gemacht. Irgendwie gibt es für alles eine Lösung. Ich habe nicht das Gefühl gehabt, dass meine Kinder mich so beschnitten haben in Freiheiten. Ich habe ein Schlafdefizit durch die Kinder. Die Kinder kommen zurecht, wenn die in ihrem Umfeld waren. Eine Frau gehörte mittlerweile schon zur Familie. Es hätte auch ein Mann sein können. Wenn man sich das erlauben kann, ist das ... Aber man muss über solche Dinge nachdenken. Ich glaube, man findet immer einen Weg, wenn man will. Man muss sich überlegen, wenn ich ein Kind habe, weil ich eins haben möchte und das umsetze in die Tat, will ich alles aufgeben, was ich will? Will ich alles aufgeben, was ich anders als Künstler oder als anderer berufstätiger Mensch oder meine Freunde ... Es gibt so viel anders. Es gibt mich als Freundin, als Künstlerin, als Schauspielerin, als Musikerin. In jeglicher Form muss ich das alles aufgeben, nur weil ich Mutter werde. Ich finde nicht. Klar, ich muss ein paar Abstriche machen. Natürlich ist mein Fokus total auf diese Familie gegangen. Aber das wollte ich halt auch so. Hab ich halt so entschieden. Ihr kriegt das immer noch sehr gut hin. Du bist ein Zeichen dafür, dass es geht. Wenn man dich hört als Positivistin und mit deiner ganzen Lebenseinstellung, das Leben ist schön, gibt's auf dem Album auch einen Song, der heißt Schatten. Was aber auch gut ist, weil das macht dich ja auch aus. Man kann ja nicht nur immer positiv durchs Leben. Es gibt auch Zeiten, wo es schwieriger ist. Das ist so ein Song. Ich bin super stolz auf diese Nummer. Weil tatsächlich haben wir den ... ... so auf der Mitte, in der Mitte, in der Halbzeit, so ist dieser Song entstanden. Ich hätte so gerne dieses Gefühl von mir in einen Song gepackt. Es ist aber superschwierig. Es ist ein bisschen wie Ausziehen, aber trotzdem will man am Ende nicht nackig dastehen. So ein bisschen kam mir die Entstehung dieser Nummer vor. Aber ich hab dann auch gesagt, die Nummer hat keine Regeln. Die kann auch sechs Minuten lang sein. Die ist ja sogar über sechs Minuten lang geworden. Beim Songschreiben und dann auch später bei der Produktion ist es meistens so, dass man sagt ... Ich kann es nicht auf andere schließen. Aber für mich ist es immer so, wenn ein Song am Ende bei 97 bis 98, 99 Prozent von dem ist, wie ich das höre, dann ist es cool. Bei dieser Nummer finde ich es so toll, dass wir es zu 100 ... Das ist der Song, der bis jetzt als einziger zu 100 Prozent genau so geworden ist, wie ich das wollte. Das finde ich geil. Dieses leise Klavier dann. Es ist ein wunderschöner Song. Auch da ist eine leise Hoffnung dabei. Ja, so eine Zuversicht. Ich glaube, das haben meine Eltern in so einem frühkindlichen Stadion mit all ihrer Liebe bei mir reingepflanzt. Ich hab das auch wirklich. Ich hab auch manchmal Tage, wo ich morgens schon denke, ich habe gar keinen Bock auf diesen Tag. Ich fühl mich richtig scheiße, fühl mich hässlich, fühl mich fett. Ich will mit niemandem reden, es wird sowieso nix gut. Das hilft auch nicht, mit jemandem zu reden. Aber ich weiß, wenn ich im Augenwinkel sehe, ich sehe immer ein kleines Licht irgendwo. Ich nenne das Zuversicht. Ich glaube, dass das eben, wenn ich auch was gelernt habe daraus, für mich ist, dass das das Wichtigste ist bei meinen Kindern, dass ich ihnen meine Liebe gebe. Das haben meine Eltern gemacht, das haben sie echt cool gemacht. Es ist das Allerbeste, was du deinen Kindern geben kannst, ist eben diese Liebe, diese unbedingte Liebe. Wo du auch nix zurückwillst dafür. Genau, wo man keine Gegenleistung will. Ich bin 52 und ich kenne auch so viele Leute, die eine Therapie gemacht haben oder ein paar Bruchlandungen hingelegt haben. Und ganz oft kommt dann, wenn ich mit denen intensiver ins Gespräch komme, kommen so die Kindheitsjahre. Die Eltern, keine Zeit gehabt oder bestimmte Sachen nicht gemacht. Ich denke immer so, ich habe noch nie in meinem Leben einen Elternteil getroffen, wo ich sagen könnte, die haben bewusst dem Kind die Liebe entzogen. Es können nicht alle Eltern ... Meine Eltern waren vielleicht ausnahmemäßig geil. Das hast du ihnen aber wahrscheinlich auch schon gesagt. Ja, das wissen die, ich liebe sie. Ich kenne ja auch andere Eltern von Freunden von mir, von Bekannten von mir. Jeder versucht als Elternteil, die beste Version zu sein, die er kann. Mehr geht eben nicht. Dann kommen Sachen, die das Leben halt schreibt. Beziehungen trennen sich, Arbeitsplätze werden weggenommen oder gehen flöten. Es kann so viel passieren, was einen das Leben nicht mehr macht. Es kann so viel passieren, was einen dazu bringt, in der besten Version vielleicht immer noch nicht mehr zu genügen. Trotzdem versucht man es so gut hinzukriegen, wie es geht. Das muss man im Erwachsenenalter seinen Eltern zugestehen. Da muss man auch seinen Frieden mitmachen und sagen, besser haben sie es nicht hingekriegt. Das hilft einem dann auch. Das glaube ich auch. Das Beste genügt manchmal nicht, aber sie haben es versucht. Es ist einfacher, wenn man das akzeptiert. Das glaube ich auch. Die Liebe, auf deinem Album habe ich gesagt, die Liebe kommt halt immer wieder. Ich weiß nicht, was du sagen würdest. Ich würde sagen, die Liebe ist das Wichtigste im Leben. Liebe und Zuneigung ist eine ganz wichtige Sache. Auch zu sich selber, diese Eigenliebe. Sich selber morgens am Spiegel anzugucken und sich nicht ... Ich meine nicht im überhöhten Sinne ... Nicht so wie Trump. Nicht so wie Trump. Nicht eingebildet oder arrogant, aber mit so einer gesunden ... Ich bin, so wie ich bin, und ich bin okay, Liebe. Ich glaube, dass die Männer gar nicht so unkritisch sind. Ich glaube, sie machen nicht so viel Aufheben darum. Ich glaube, sie sind stiller kritisch als die Frauen. Sie leiden stiller. Auf jeden Fall. Die Midlife-Crisis ist beim Mann fast aus der Welt. Das ist bei der Frau. Echt? Meinst du? Ja. Wir müssen da mehr drauf achten. Nee, die Männer haben es auch nicht so leicht. Hattest du so eine Krise? Man sagt ja bei Frauen, dass manchmal Mitte des Lebens, 50, dass da auch so Dinge hochkommen. Nee, Krise würde ich nicht sagen. Im Gegenteil, ich würde eher sagen, dass ich so ... Hat bei mir auch mit 50 angefangen, dass ich gedacht habe, ich renne den ganzen Tag von A nach B, nach C, nach D, nach E. Wo ist eigentlich meine Zeit? Was mache ich eigentlich für mich? Wo bin ich eigentlich geblieben? Ich habe dann eher angefangen, wieder ein paar Pausen einzubauen. Oder auch mal zu lernen zu sagen, das schaffe ich heute nicht. Aber ist auch gar nicht schlimm. Ich hatte so diesen Perfektionistischen, ich schaffe alles und ich mache alles. Und das auch noch so, besser geht's nicht. Das habe ich einfach aufgegeben und gesagt, nee, das schaffe ich heute nicht. Und es ist nicht schlimm, wenn du mal so was gesagt hast? Nee, die Welt ist gar nicht untergegangen. Ach, guck mal da. Du hast weiterhin Angebote bekommen für Filme und machst dein Album. Es funktioniert weiter. Ja, ein bisschen doch mehr in so eine Eigenliebe kommen. Das hat mir meine 50 gebracht. Oder auch ein bisschen bei meinen eigenen Themen bleiben. Also nicht immer sagen, der hat gemacht, die hat gemacht. Wieso denn das jetzt? Sondern gucken, was macht das mit mir und wieso springe ich darauf an? Das ist ja eigentlich das Interessante für mich als Mensch. Das habe ich mit 30 nicht so gehabt. Aber jetzt habe ich das. Jetzt stehe ich manchmal vor Situationen und beschäftige mich nicht mehr mit den anderen. Was ich früher gemacht hätte und gesagt hätte, sind die bescheuert? Ich frage mich eher, wieso triggert mich das gerade? Und irgendwie komme ich so viel besser durch die Tage. Und ich habe auch das Gefühl, es ist irgendwie leichter. Ist es auch leichter geworden, mit dem, was andere über dich sagen? Ist es auch nicht mehr so wichtig? Nee, das war mir noch nie so wichtig. Ich versuche immer, das so gut zu machen, wie ich das kann. Für mich ist immer wichtig, dass ich sage, ich mache jetzt einen Haken. Ich schließe das jetzt ab. Besser als diese 98 Prozent, kriege ich es nicht hin. Das ist jetzt geil so. Ohne immer so diesen, oh Mann, es könnte doch noch 110 Prozent. Nee, diese 98 Prozent, mehr geht jetzt nicht und gut ist. Und dann wird es sogar manchmal 100 Prozent, wie bei Schatten. Das ist auch 100 Prozent. Aber als Künstler steht man in dieser Öffentlichkeit. Und eigentlich ist die unreal für einen selber als Künstler. Ich bin der Privatmensch Anna und mich kenne ich gut. Und ich kann mich auch ganz gut einschätzen mittlerweile. Mit allen Mankos und allen Vorzügen, die ich habe. Und diese Außendarstellung, das interessiert mich eigentlich gar nicht. Weil die ist ja nicht real. Deshalb kriegt mich das auch gar nicht so. Aber das hat auch ein bisschen was mit Erfahrung und Alter zu tun. Ich denke, Menschen, die ganz früh, das passiert ja heute auch, ganz früh sehr bekannt werden, die haben es schwer. Das ist nicht einfach. Man sieht es ja auch in der Pubertät. Alle, die Mädels haben, die in die Pubertät kommen, werden das unterschreiben. Da ist ja ganz wichtig, wie das Außen einen wahrnimmt. Und das ist das Schöne am 50-Werden, das ist dann nicht mehr so wichtig. Ich bin auch total der Fan. Je älter ich werde, desto besser wird es. Es ist so spannend und es passiert so viel Gutes. Man wird so ein bisschen gelassener. Was ich nicht ganz verstehe, ist, dass man als Frau in dieser Gesellschaft, das ist ja auch ein Thema in den Medien, aber ich finde es ein gutes Thema, diese Unsichtbarkeit, die man so annimmt. In den Filmen, in allem, was so quasi präsentiert wird, kommt die 50-Jährige gar nicht mehr so vor. Das finde ich auch nicht so richtig. Das finde ich eigentlich verkehrt. Ich glaube, dieses Role Model, was ein 50-Jähriger haben kann, auch für die Jugend, ist eigentlich ziemlich gut. Das ist ein Fund, da sollte mehr davon gezeigt werden. Da können wir eine Petition machen. Du bist ja weiterhin ziemlich präsent im Fernsehen. Ja, ich habe mir vorgenommen, weiterhin interessante Frauenrollen zu suchen. Ich habe auch gerade mit dem Jan-Josef zusammen, haben wir unser erstes eigenes Serienkonzept fertig gemacht. Weil wir gerne auch wieder zusammen was machen würden. Aber irgendwie ... Bietet euch das keiner an? Doch, aber die Leute, die das machen, die haben das auch nicht so gut. Bietet euch das keiner an? Doch, aber die Sachen sind nicht so geil. Bevor wir so ungeile Sachen machen, machen wir lieber selber was. Wir haben selber was entwickelt. Ich bin gespannt, wie weit wir damit kommen. Das ist wieder so eine Sache. Was war das Kleine, wo du angefangen hast damit? Weil du sagst, man muss klein anfangen. Was hast du dann gemacht? Das war so eine Kneipen-Idee mit einem Freund. Dann sitzt man da am Abend danach und denkt sich, wie soll das gehen? Das ist so viel Arbeit und bla bla bla. Dann haben wir gedacht, wir machen mal Folgendes. Wir schreiben mal jeder einen Dialog. Also außen nichts, ohne eine Geschichte zu skizzieren. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob wir von derselben Sache reden. Dann haben wir jeder eine Szene geschrieben. Dann haben wir uns die gegenseitig vorgelesen. Dann haben wir angefangen. Man muss sich einfach trauen. Schon hat Netflix gesagt, kauf ich. Netflix kennt die Geschichte noch nicht. Dann solltet ihr. Ich wünsche euch, egal wo es laufen wird. Ich kann mir gut vorstellen. Es wäre schön, euch beide zu sehen. Wir werden auch bei Netflix am Schreibtisch sitzen. Auf alle Fälle. Anna, bevor ich mich verabschiede, gibt es eine Rubrik in der Sendung von dem Gast. Er erzählt seinen Lieblingssonntag. Vielleicht kannst du vor dich hinträumen. Wie sieht dein Sonntag aus, wenn du dir ihn wünschen könntest? Mein Lieblingssonntag hat, so wie es in diesem Frühsommer ist, so eine Temperatur um die 20 Grad. Ich stehe auf, gehe mit meinem Mann und unseren drei Hunden spazieren. Danach ziehe ich mir einen Badeanzug an, gehe rüber ins Freibad und schwimme ein paar Bahnen. Jan-Josef macht Wasserjogging, taucht und joggt. Er macht das sportlich, ich schwimme entspannt, 800 Meter. Dann gibt es ein tolles Frühstück in meinem Lieblings-Kafé. Dann fahren wir irgendwo hin. Irgendeine Überraschung. Dann lasse ich mich überraschen. Am Abend gehe ich ins Kino oder ins Theater. Dann bin ich wieder da. Dann nehme ich ein tolles Abendbrot zu mir. Vielleicht kochen wir das selber. Dann gehe ich ins Bett. Das klingt nach einem coolen Sonntag. Hast du einen Film-Tipp, der dir gerade einfällt? Oder einen Kinotipp? Man kann ja mittlerweile auch viel streamen. Oder eine Serie, was du uns empfehlen könntest? Momentan nicht. Ich habe noch nie so viele Filme gesehen. Ich gucke gerade gar nichts. Ich komme gerade nur wo hin. Es gibt ein gutes Album, was man hören kann. Das ist auch eine gute Idee für einen Sonntag. Wenn man einen Plattenspieler hat, mein Album gibt es auch als Vinyl. Als Musiker gibt es ein besonderes Mastering für ein Vinyl-Album. Das unterscheidet sich zu einer CD-Album. Das ist ein bisschen wie ein Kino. Man kann sich das mal anschauen. Ich finde es immer noch ... Wenn mir ein Künstler gefällt und es gibt ein Vinyl, kaufe ich es mir. Wir haben einen Plattenspieler, da lege ich das drauf. Sich ein Album in Gänze durchzuhören, macht absolut Sinn. Das ist auch eine schöne Idee für einen Sonntag. Sehr coole Idee. Wir werden ja einige Titel spielen. Es gibt die leisen Töne. Dann hatte ich mir hier noch bei Felder ... Da gibt es manchmal Songs, da habe ich das Gefühl, die Anna singt sich die Seele aus dem Leib. Du gibst wirklich alles. Für mich war das 100 Prozent. Mehr geht nicht. Yeah. Yeah! Ich wünsche dir ein schönes Leben. Aber ein schönes Leben hast du eigentlich, Anna, oder? Ja, hab ich. Ich wünsche dir, dass das Leben schön bleibt. Das hat man ja auch selber in der Hand. Ich sehe es positiv. Ich glaube, das wird ... Ich glaube, das bleibt gut. Aber das ist doch das Allerbeste, wenn man es so sieht. Ich nehme viel von dir mit, Anna. Sehr gut. Ich werde jetzt mit kleinen Schritten anfangen bei Ideen. Mach's gut, Anna. Alles Liebe. Tschüss.