Die Wolke am Boden - Wie Nebel entsteht und wo er auftritt
Jetzt im Herbst sehen wir eines wieder häufiger: Nebel. Morgens auf den Straßen sieht man nicht mehr wirklich gut. Obwohl es nicht regnet, fühlt sich alles feucht an, und wie im Horrorfilm verbreitet er eine trübe Stimmung. Aber wie entsteht Nebel eigentlich und wo ist der besonders häufig? Das erklärt FFH-Wetterexperte Dr. Martin Gudd...
Warum bildet sich Nebel?
Nebel ist salopp gesagt eine Wolke am Boden. Er entsteht genau wie die richtigen Wolken immer dann, wenn sich die Luft abkühlt, nur eben in Bodennähe und nicht weiter oben in der Atmosphäre.
Das geschieht am häufigsten, indem sich nachts der Erdboden und die darüber liegende Luft kräftig abkühlen. Das ist natürlich vor allem jetzt im Herbst und im Winter der Fall. Kältere Luft aber kann nicht mehr so viel Wasserdampf halten wie wärmere Luft. Die Folge: Die Luft gibt quasi "Ballast" ab, der überschüssige Wasserdampf kondensiert zum Nebel.
Der Nebel ist dabei meist dort am stärksten, wo die Luft am kältesten ist. Und weil kältere Luft schwerer ist als wärmere Luft, hängt der Nebel eben bevorzugt in den Senken, Tälern und Niederungen in der Landschaft herum. Weil dieser Nebel durch die nächtliche "Ausstrahlung" entsteht, nennt man ihn auch Strahlungsnebel.
Darüber hinaus entsteht Nebel auch manchmal dann, wenn warme und feuchte Luft heranweht und sich über kälterem Untergrund abkühlt. Auch dann muss die Luft "Ballast abgeben", und es bildet sich Nebel. Diese Form des Nebels nennt sich Mischungsnebel und tritt bei uns vor allem im Winter auf, wenn nach einer Kältephase Tauwetter einsetzt und es wärmer wird.
Damit sich Nebel möglichst lange hält, darf es nicht windig sein. Daher entwickelt sich Nebel meist bei windarmem und ruhigem Hochdruckwetter. Bei einer solchen Wetterkonstellation kann der Nebel manchmal tagelang anhalten, bis sich die Witterung wieder ändert.
Wo bildet sich Nebel?
In Hessen entsteht der Nebel vorzugsweise an folgenden Plätzen:
- in Flusstälern (z.B. im Lahntal)
- an Seen (z.B. am Edersee)
- über Feuchtwiesen-Gebieten (z.B. in der Wetterau)
- in Kessel- oder Muldenlagen, wo die schwerere kalte Luft zusammenläuft (z.B. in Kassel)
- in Niederungen, die von Mittelgebirgen umgeben sind und wo sich kalte Luft ansammeln kann (z.B. im Rhein-Main-Gebiet)
Warum dauert es teilweise so lange, bis sich der Nebel auflöst?
Normalerweise löst die Sonne den Nebel auf, indem sie die Luft erwärmt. Manchmal hilft auch Wind, der die Luft einfach einmal durchmischt. Dadurch steigt dann nämlich die "Mischtemperatur" und die Tröpfchen können sich somit wieder in Wasserdampf umwandeln und unsichtbar werden.
Da die Sonne im Herbst und im Winter aber eben tiefer steht und nicht mehr so viel Kraft hat, dauert das Auflösen länger. Dabei kann außerdem die kalte, bodennahe Luftschicht mit der Zeit vertikal immer mächtiger werden und manchmal mehrere hundert Meter dick werden. Somit kann auch der Nebel-Grauschleier ziemlich mächtig werden. Wenn dann kein Wind weht, passiert nicht mehr viel an Durchmischen und Austauschen, und der Nebel kann so sogar mehrere Tage anhalten. Wir stecken dann zum Beispiel in Frankfurt im kalten Dauergrau, während im Hochtaunus unter tiefblauem Himmel die warme Sonne scheint.