Virologe gibt Herbst-Prognose - Alles Infos zur vierten Corona-Impfung
Auch diesen Winter werden wir noch keine Ruhe vor Corona haben. Die bisherigen Impfstoffe zielen gegen den Wildtyp, also die Virusvariante zu Pandemie-Beginn. Das Coronavirus hat sich seitdem aber immer wieder verändert und kann den Impfschutz teilweise umgehen. Die Impfstoffe schützen zwar weiterhin gut gegen schwere Verläufe, aber nicht so gut vor Ansteckung mit den Omikron-Varianten. Mit einer vierten Impfung sollten die Meisten dennoch lieber noch etwas warten, sagt Virologe Dr. Martin Stürmer im FFH-Interview.
Vor uns liegt der dritte Winter seit Beginn der Corona-Pandemie. Und auch dieses Mal werden wir es wieder mit steigenden Fallzahlen zu tun haben, prognostizieren die meisten Experten. Für HIT RADIO FFH hat der Frankfurter Virologe Dr. Martin Stürmer eingeschätzt, womit wir in den kommenden Monaten rechnen müssen, wann eine vierte Corona-Impfung sinnvoll ist und wie lange es noch dauern wird, bis wir das Thema Corona "hinter uns" haben.
Was erwartet uns mit Corona in diesem Herbst?
Australien, wo jetzt Winter herrscht, hat derzeit wieder eine heftige Corona-Welle. Und auch hier bei uns müssen wir damit rechnen, dass die SARS-CoV2 Zahlen im Herbst wieder zunehmen, sagt Martin Stürmer. Aber nicht nur das, auch die Grippewelle werde wahrscheinlich dieses Jahr wieder etwas heftiger ausfallen.
Durch die sehr restriktiven Maßnahmen der letzten beiden Jahre sind insgesamt alle Erkältungskrankheiten zurück gedrückt worden. Da solch strenge Maßnahmen dieses Jahr wohl nicht noch einmal kommen, dürften auch andere Erkrankungen wieder häufiger auftreten.
Wann gibt es neue Corona-Impfstoffe gegen Omikron?
Mit der Zulassung neuer, speziell auf die Omikron-Variante angepasster, Impfstoffe wird Ende September, Anfang Oktober gerechnet. Diese sollen dann auch das Ansteckungsrisiko mit dieser neuen Variante deutlich verringern.
Im Interview: Dr. Martin Stürmers Herbstausblick
Fragen und Antworten zur Booster-Impfung
Muss ich mich erneut gegen Corona bzw. "Omicron" impfen?
Hier rät Martin Stürmer dazu, in den meisten Fällen lieber noch etwas abzuwarten: "Für das Gros der Bevölkerung würde ich tatsächlich warten, bis der neue Impfstoff da ist. Und selbst wenn ich zur Risikogruppe gehöre, kann ich mir tatsächlich auch überlegen, ob ich mir bis September oder Oktober die Zeit nehme, weil ich werde wahrscheinlich - durch die bisherigen Impfungen - gegen einen schweren Verlauf geschützt sein. Wenn meine Impfung zu weit zurück liegt und ich ein hohes Risiko habe, dann sollte ich überlegen den alten Impfstoff nochmal zu nutzen."
Ich war erst an Corona erkrankt, brauche ich im Herbst trotzdem eine vierte Corona-Impfung?
Wer erst im Sommer erkrankt ist, der hat sich höchstwahrscheinlich mit dem Omikron-Subtyp BA.5 infiziert. Dadurch ist erst einmal ein gewisser Immunschutz vorhanden und man kann mindestens drei Monate auf eine Impfung verzichten. Danach hängt es davon ab, welche Variante uns durch den Herbst und Winter begleitet.
Wenn es weiterhin BA.5 sei, so könne man höchstwahrscheinlich auf einer vierte Impfung verzichten, sagt Martin Stürmer. Bei einer anderen Variante könne es sein, dass man eine weitere Impfung benötige.
Wie wirken die neuen Impfstoffe?
Die beiden Pharma-Unternehmen Biontech sowie Moderna haben neue sogenannte mRNA-Impfstoffe entwickelt. Die neuen Impfstoffe enthalten das mRNA des Wildtyps und zusätzlich das mRNA der Omikron-Subvariante BA.1. So sollen Geimpfe einen Immunschutz gegen frühere Virusvarianten sowie die neue Omikron-Variante aufbauen.
Schützt eine vierte Impfung besser vor Ansteckung?
Studien zeigen, dass nach Boosterimpfung oder Impfung und Infektion deutlich seltener Kontaktpersonen mit Omikron anstecken. Das heißt, wer frisch mit den angepassten Impfstoffen geimpft ist, kann sich schwieriger wieder infizieren. Auch wenn dieser Schutz sicherlich nicht von Dauer sein wird, schützt die Impfung weiterhin sehr gut vor der Erkrankung.
Wann ist die Corona-Pandemie zu Ende?
Komplett verschwinden wird Corona in den nächsten Jahrzehnten wohl nicht, aber Corona werde wohl irgendwann eine "normale Krankheit" werden. Ganz so weit sei es aber bis her noch nicht, meint Stürmer:
"Wir sind meiner Meinung nach aber noch nicht so weit, dass wir ganz loslassen können und dass das Virus unser alltäglicher Begleiter sein wird, ohne dass wir uns darüber Gedanken machen müssen. Long-Covid ist noch so eine Baustelle, die noch nicht erforscht ist und wir sind noch nicht so weit, dass wir ein sehr gutes, dauerhaft tragbares Impfschema etabliert haben. Das müssen wir erst noch lernen, daher wird das wahrscheinlich noch ein bis zwei Jahre dauern [...] bis wir dann nicht mehr großartig drüber reden werden."
Alles was ihr für euren Tag wissen müsst:
Die Nachrichten des Tages schnell und kompakt jeden Morgen direkt von unserem Newsdesk auf euer Smartphone. Abonniert jetzt unseren WhatsApp-Channel – natürlich kostenlos.