Ungewöhnliche Holzkunst - Filigrane Figuren mit riesiger Motorsäge
Ein Stück Holz schnitzen ist nett. Das Ganze mit einer Motorsäge, klingt schon cooler, oder!? Der gebürtige Finne Pentti Lepistö aus Schmitten im Hochtaunus schafft mit seiner Säge kleine und große Kunstwerke. Sein Spezialgebiet: Geheime Wesen aus dem Wald.
Es hat etwas Märchenhaftes: das rustikale Holzhaus mit Blick über Schmitten, das an diesem Morgen in Raureif gekleidet ist. Nebenan steht Pentti Lepistös Scheune. Ein bisschen wie bei Michel aus Lönneberga. Oder Pettersson und Findus. Das würde auch passen. Nur ist das schwedisch, wie Lepistö sofort klarstellt. Und er ist Finne. Kein guter Vergleich also.
Seit drei Jahrzehnten lebt der frisch gebackene Rentner mit seiner Frau Ellen hier. Das Haus hat das deutsch-finnische Paar selbst gebaut. Fast alles hier ist aus Holz. Das haben die beiden extra aus Finnland einliefern lassen. Zuerst stand die Sauna. Natürlich. Dann kam der Rest, wie das Paar bei Kaffee und finnischen Pfefferkuchen erzählt.
Wenn er die Säge rausholt, ist es mit der Ruhe vorbei
Normal, beschaulich, leben sie hier. Ab und an aber wird es laut. Dann packt Lepistö sein Lieblingsspielzeug aus: Eine Motorsäge. Damit schnitzt er hauptsächlich Tierfiguren wie Eulen, Adler und Hirsche, aber auch Lampen und Becher. Am allerliebsten aber macht er Trolle. Hunderte davon hat er schon aus heimischen Baumstämmen geschaffen. Aber Vorsicht: Nicht alle Trolle sind süß, wie der Troll-Fan eindringlich warnt:
„Es gibt böse und liebe Trolle. In Finnland sind die eher lieb. In Island und Norwegen sind die eher“ Lepistö verzieht sein Gesicht. Mit denen sollte man sich also lieber nicht anlegen.
Schon als kleiner Junge geschnitzt
Schon als fünfjähriger Junge hat der kleine Mann mit dem finnischen Akzent geschnitzt. Zuerst mit dem Messer, irgendwann hat er es mit der Säge probiert. Und Gefallen daran gefunden. „Das geht halt schneller“, erzählt er, während er seinem frisch gesägten Troll ein giftgrünes Bastel-Auge in die Mulde schlägt.
Die lustigen Kerlchen zieren nicht nur die große Terrasse und das Wohnzimmer des Ehepaars Lepistö, auch einige Nachbarn sind treue Kunden, wie Penttis Frau erzählt. Und der Lärm mit der Säge? Beide zucken mit den Schultern. „Beschwert sich keiner“, sagt Ellen entspannt. „Und meistens sägt er ja in der Scheune.“ Für große Figuren fährt er mit seinem Unimog in den Wald. Na dann.
Der Künstler ist im Taunus bekannt
Lepistö ist übrigens nicht irgendwer. Im Taunus ist der Künstler aus dem hohen Norden bekannt. Überall im Wald gibt es seine Werke zu entdecken. Berühmt ist etwa sein „Taunustroll“ am Sandplacken. Oder ganz neu: seine Figuren auf dem Taunus-Wichtel-Weg. Erst im Sommer 2020 eröffnet, verbindet er Aussichtsplätze mit Panorama-Blicken rund um Schmitten. Es geht durch Wälder, entlang der Weil und auf Wiesenwegen durch den Naturpark Taunus. Am Wegesrand beobachten Lepistös liebevoll geschnitzte Wichtel, wer sich da so rumtreibt in ihrem Revier.
Sogar Schnitzvorführungen gibt der Naturliebhaber ab und zu. Auf Märkten und Volksfesten. Wenn nicht gerade Corona ist. Lepistö warnt jedoch: So eine Kettensäge ist gefährlich. Auch er als erfahrener Säger trägt immer Schutzkleidung: Schnittschutzhose und Holzhut (inklusive roter Blumen-Antenne). Passiert sei bisher noch nichts. Trotzdem: Sicher ist sicher. Also liebe Heimwerker: Bitte nicht nachmachen!
Lepistö macht Figuren für Krippe in Usingen
Corona ist für den emsigen Handwerker kein großes Thema. „Ich habe zu tun“, sagt er und schüttelt sich die Holzspäne von der Jacke. Trotzdem: Schade findet er es schon, dass er seine Fabelwesen nicht wie sonst auf Weihnachtsmärkten verkaufen kann. Aktuell läuft das Geschäft vor allem online. Auch auf Facebook macht der Künstler ein wenig Werbung.
Hier zeigt er auch seine Krippenfiguren, die er Jahr für Jahr für die Usinger Weihnachtskrippe entworfen hat. Esel, Engel, Maria, Josef und Co. sind aber Sonderanfertigungen. Da kann das Sägen schon mal mehrere Wochen dauern, wie Pentti entspannt erklärt. Vor allem, weil er bei so einem Engel ziemlich genau arbeiten muss. Bei seinen heißgeliebten Trollen und Wichteln hat der Künstler mehr Spielraum. So sieht auch jeder von ihnen ein kleines bisschen anders aus.