Hilferuf landet in Wiesbaden: Frau 12 Jahre lang gefangen gehalten?
Hilferuf landet in Hessen - Frau 12 Jahre lang gefangen gehalten?
Die Polizei in Frankreich hat eine Frau aus Deutschland befreit, die nach eigenen Angaben von ihrem Ehemann zwölf Jahre lang gefangen gehalten und misshandelt wurde. Ihr Hilferuf landete bei uns in Hessen, so die Polizei zu HIT RADIO FFH. Die französische Justiz warnt aber vor zu schnellen Schlüssen.
Nach einem nächtlichen Notruf und einer Festnahme in Forbach, an der Grenze zum Saarland, geht die französische Justiz einem rätselhaften Fall nach. Polizisten fanden die 53 Jahre alte Deutsche ohne Fesseln. Sie hätten keine eindeutigen Hinweise darauf entdeckt, dass sie in der Wohnung eingesperrt worden sei, sagte der Staatsanwalt von Saargemünd, Olivier Glady, am Montagabend.
Bei Opferschutzorganisation in Wiesbaden angerufen
In der Nacht hatte die Frau Sicherheitskräfte in Deutschland kontaktiert. Wie die Polizei gegenüber HIT RADIO FFH mitteilte rief sie bei der Opferschutz-Organisation WEISSER RING in Wiesbaden an. Die gab die Infos an die Polizei in Wiesbaden weiter. Dem französischen Sender BFMTV zufolge tat sie das mit einem entwendeten Telefon. Sie werde seit zwölf Jahren von ihrem Mann eingesperrt und gefoltert.
Ermittlungen laufen zu Vergewaltigung, Freiheitsberaubung und Folter
Von ihren deutschen Kollegen alarmiert, schlugen die französischen Polizisten in den frühen Morgenstunden bei der Wohnung des Paares auf, entdeckten die Frau, brachten sie ins Krankenhaus und nahmen den Mann fest. Ermittlungen laufen mittlerweile zu Vergewaltigung, Freiheitsberaubung und Folter.
Keine wunden Stellen - keine Blutergüsse
Staatsanwalt Glady zufolge fanden die Beamten die Frau in einem Bett in der Nähe eines Festnetztelefons. Sie habe keine wunden Stellen und keine Blutergüsse gehabt, in ihrer Nähe habe es keine Blutspuren gegeben. Auch seien keine Brüche festgestellt worden, was zumindest den Vorwurf schlimmster Folter auszuschließen scheine.
Ehemann: Frau war seit längerer Zeit krank
Zum Vorwurf der Freiheitsberaubung gebe es Fakten, die das Ganze nuancierten, wertete Glady den Fall. Der beschuldigte 55-Jährige sprach dem Staatsanwalt zufolge von einer Krankheit, an der seine Frau seit Längerem leide. Es sei von Krebs die Rede gewesen, auch Nachbarn des Paares hätten von der Krankheit gewusst.
Vorsicht bei Bewertung des Falles geboten
Glady zufolge bewege sich in dem Fall ein Schieber zwischen einem "absolut furchtbaren Szenario" und einer unbefriedigenden Betreuung bei einer Krankheit. Die Ermittlungen stünden noch am Anfang, betonte Glady. Es sei eine gewisse Vorsicht geboten, um sich bei einer furchtbar wirkenden Situation nicht vom ersten Schein der Dinge täuschen zu lassen.
Soziale Situation muss entschlüsselt werden
Die Untersuchungen müssten die soziale Situation des Paares entschlüsseln und herausfinden, wie es zu der Lage kam, die aus Sicht der Frau Folter, Vergewaltigung und Eingesperrtsein bedeuteten. Bis die Ermittlungen mehr Klarheit in den mysteriös wirkenden Fall bringen, dürfte es jedoch noch etwas dauern.