Ministerpräsident Rhein beschließt Gendersprache-Verbot in Ministerien
Rhein beschließt Verbot - Kein Gendern mehr in Hessens Ministerien
Beamt*innen, SchülerInnen, Polizist_innen oder Minister:innen - diese Formulierungen wird es ab sofort in Schreiben von hessischen Ministerien nicht mehr geben. Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) hat Gendersprache in der Hessischen Landesregierung verboten.
Dazu gibt es eine entsprechende Dienstanweisung, bestätigte am Abend ein Regierungssprecher auf Anfrage von HIT RADIO FFH. Die Mitarbeitenden in den Ministerien sollen stattdessen nur noch weibliche und männliche Formen (z.B. Bürgerinnen und Bürger) beziehungsweise Umschreibungen benutzen, wie "Studierende" oder "Fachkräfte".
"Einheitliche und verständliche Sprache"
Die Staatskanzlei teilte dazu mit: „Zu einer bürgernahen Verwaltung gehört auch eine einheitliche und verständliche Sprache. Mit einer neuen Dienstanweisung des Ministerpräsidenten wird daher für alle Stellen der Hessischen Landesverwaltung einheitlich festgelegt, wie eine geschlechtergerechte und verständliche Sprache aussieht." Grundlage für diese Regelung seien die Regeln des Rates für deutsche Rechtschreibung.
Hessen folgt zum Teil Bayerns Vorbild
Bayerns Kabinett hatte vergangene Woche die Verwendung von Gendersprache mit Doppelpunkt, Binnen-I, Unterstrich oder Sternchen an Schulen, Unis und in Behörden ausdrücklich verboten. Regierungssprecher Tobias Rösmann erklärte vergangene Woche: "Die hessische Landesregierung arbeitet derzeit an einer rechtssicheren Regelung zum Gendern." Denn auch in Hessen will Schwarz-Rot laut Koalitionsvertrag "festschreiben, dass in der öffentlichen Verwaltung sowie weiteren staatlichen und öffentlich-rechtlichen Institutionen (wie Schulen, Universitäten, Rundfunk) auf das Gendern mit Sonderzeichen verzichtet wird und eine Orientierung am Rat für deutsche Rechtschreibung erfolgt".
Genderzeichen nicht Teil der deutschen Sprache
Dieses Gremium hatte im Juli 2023 Genderzeichen nicht als Kernbestand der deutschen Orthografie eingestuft. In einer neuen Ergänzung hat der Rat zugleich das Gendern im Wortinneren - Doppelpunkt, Unterstrich und Sternchen - aufgeführt. Reguläre Zeichen seien diese aber weiterhin nicht.
Auch Schüler sollen auf Gendern verzichten
In den vergangenen drei Jahren hatte das CDU-geführte Kultusministerium wegen Corona-Schulausfällen vermutet, dass nicht alle Schülerinnen und Schüler die Positionierung des Rates für deutsche Rechtschreibung kennen konnten - daher die Milde bei Korrekturen. Doch damit ist es laut Ministerium vorbei: Nun sei "das Regelwerk des Rates für deutsche Rechtschreibung bei der Korrektur und Bewertung der schriftlichen Prüfungen anzuwenden".
Generell heißt es weiter: "Ansonsten gelten, wie bereits vor Corona, stets die Vorgaben des Rates für deutsche Rechtschreibung. Dies wird an den Schulen umgesetzt."
Grüne: "Ideologiekampf auf dem Rücken der Abiturient*innen"
Die Grünen in Hessen halten das Verbot für unnötig. Über zehn Jahre lang sei Gendern kein Thema in der Landespolitik geweben. "Denn es gibt kein reales Problem. Wer gendern will, der soll es tun. Wer nicht gendern will, der soll es lassen", so Miriam Dahlke, Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Landtagsfraktion teilte mit. Niemand würde zu etwas gezwungen oder hätte durch das Nicht-Gendern einen Nachteil gehabt. Ministerpräsident Rhein habe den "Kulturkampf auf dem Rücken der Abiturient*innen vorangetrieben."
Inklusive Sprache auch ohne Gendern
Der hessische Wissenschaftsminister Timon Gremmels (SPD) teilte mit: "Die deutsche Sprache ist so vielfältig, so reichhaltig, und es gibt so viele Möglichkeiten, inklusiv zu sprechen, ohne dass man auf Sonderzeichen zurückgreifen muss. Sonderzeichen sind gerade für Menschen mit einer Lern-, Seh- oder Hörbeeinträchtigung ein großes Hemmnis. Inklusive Sprache kann man anders sicherstellen." Die Landesregierung sei gewillt, inklusiv zu sprechen und zu wirken - ohne Sonderzeichen.