Silvia am Sonntag mit Extremsportler Michael Walther
Extremsportler Michael Walther - "Die Leine ist meine Lebensversicherung"
Der Kieler Extremsportler und Umweltaktivist Michael Walther wird mit einem Stand-Up-Paddle-Board, das er für seine Zwecke umgebaut hat, den Atlantik überqueren. „Die Stimmung ist gut. Ich freue mich immer mehr drauf – vielleicht auch, weil ich von den Vorbereitungen langsam genug habe. Jetzt kann es auch langsam losgehen.“
Sein Ziel: Den Atlantik überqueren
Starten will er in Portugal Mitte September: „Alles was die Sicherheit betrifft habe ich geplant, ich habe versucht an alles zu denken.“ Er sei nicht lebensmüde und habe ausreichend Respekt vor der Aufgabe. Angst fühlt der auf Norderney geborene Extremsportler nicht. „Ich betreibe Wassersport seit 38 Jahren, mit sechs habe ich angefangen zu segeln, das Meer macht mir selten Angst.“
Drei Monate wird er alleine unterwegs sein ohne Beiboot. „Man muss mit sich selbst ganz gut zurechtkommen, sonst wird es schwierig. Aber ich verstehe mich mit mir selbst ganz gut.“
Mentale Stärke ist das A und O
Obwohl er eine sehr gute Fitness mitbringt, wird es nicht das sein, was entscheidend ist: „Die Geschichte wird im Kopf gemacht. Mental dabei zu bleiben, bei Tiefpunkten die Kraft zu haben, sich wieder raus zu holen.“
Auch deshalb verzichtet er auf ein Beiboot. „Da würde man zu schnell aufgeben. Wenn da morgens schöner Kaffeegeruch zu einem weht, dann so hart zu sich zu sein und zu sagen: „Ich bleibe hier alleine auf dem Board, das funktioniert nicht. Auch würde es den Reiz nehmen, der darin liegt, alleine unterwegs zu sein.“
Und genau das ist ja das was er sich wünscht: „Ich freue mich auf fantastische Sonnenauf- und Sonnenuntergänge. Da bin ich so ein kleiner Romantiker. Ich glaube so allein und einsam und trotzdem auch so frei, kann man sich selten fühlen.“
So hat sein Umfeld reagiert
Nicht jeder war am Anfang begeistert von seiner Idee. „Je dichter mir jemand persönlich ist, umso weniger ist die Begeisterung, umso weiter weg, desto cooler finden es die Leute.“
Die Leine: seine Rettung
Das Schlimmste was ihm passieren könnte, wäre den Kontakt zum Board zu verlieren. „Ich bin immer am Boot angeleint. Wenn ich die Leinenverbindung verlieren würde, wäre das ein Desaster. Das ist meine Lebensversicherung.“
Sein sechs Meter langes Board hält er für ziemlich sicher. „Seetüchtigkeit hat nicht unbedingt etwas mit Bootsgröße zu tun. Es gibt Boote, die sind 20 Meter lang und mit denen würde ich nicht einen Tag über den Atlantik segeln.“
Unterwegs werden ihm höchstwahrscheinlich Wale begegnen. Das hat er schon in Island erlebt. „Das ist fantastisch, wenn dann so ein 15 Meter Tier so friedlich neben dir auftaucht.“ Und was ist mit Haien? Er muss ja einmal die Woche ins Wasser, um das Brett zu reinigen? „Da werde ich sicherlich kurz vorher schauen, ob da irgendwelche größeren Fische mit dreieckiger Rückenflosse in der Nähe sind “
Sein Herzensprojekt: Klimaschutz
Walther, der für das Alfred Wegener Institut Daten sammeln wird, will Klimaschutz cool machen, Und er ist sich sicher, dass eine solche Reise auch ihn persönlich verändert.
„Es bringt einen neuen Blick, neue Perspektiven auf mich selbst und auch auf die Gesellschaft.“
Und auf was wird er sich nach drei Monaten in Französisch Guyana am meisten freuen? „Erst mal werde ich mich mit Süßwasser abduschen und dann werde ich was Ordentliches essen, was nicht in der Tüte zubereite war und dann werde ich mich in ein nicht bewegendes gerades Bett legen und einfach schlafen.“