Diagnose kommt oft sehr spät - So erkennt und behandelt man Lipödeme
Krankhafte Fettvermehrung: Etwa zwei Millionen Frauen in Deutschland leiden an dieser oftmals schmerzhaften Erkrankung. Obwohl ein Lipödem ganz typische Symptome verursacht, wird die Diagnose oft nur sehr spät und in vielen Fällen gar nicht gestellt. Dabei entwickelt sich der Krankheitsverlauf bei vielen Betroffenen oft sehr gleich.
Schmerzen nach langem Sitzen
Bei vielen Patienten und hauptsächlich Patientinnen entwickeln sich bereits in der Jugend und Pubertät die ersten Symptome. Für ein Lipödem im Bein-Bereich ist beispielsweise ein ständiger Schmerz nach langem Sitzen oder Stehen üblich. Typisch sind auch Druckschmerzen und eine extreme Neigung zu blauen Flecken an den entsprechenden Stellen.
In den meisten Fällen entwickeln sich mit Fortschreiten der Krankheit starke Fettansammlungen an den betroffenen Stellen und es bilden sich typische "Eindellungen" im Gewebe. Meist sind nur die Beine betroffen. Bei knapp 30 Prozent können aber auch die Arme betroffen sein.
Schönheitschirurg Dr. Oliver Weirich
Diagnose oft sehr spät
Über die medizinischen Ursachen der Erkrankung ist leider wenig bekannt. Sie kommt jedoch fast nur bei Frauen vor und ist erblich. Auch hormonelle Veränderungen spielen eine wichtige Rolle.
Daher müssen viele Betroffene sehr lange auf eine entsprechende Diagnose warten. Laut Experten wird oftmals ein Drittel der Lipödem-Diagnosen erst nach rund 30 Jahren gestellt. Bei vielen Erkrankten sind daher Essstörungen, Depressionen oder Adipositas nicht selten.
Lipödem: Was tun?
Nur Experten können helfen
Betroffene sollten möglichst einen Termin bei Experten für Lipödeme vereinbaren: Am besten sucht man hierfür ein Lipödem-Zentrum oder Phlebologen auf - also Fachärzte und -Ärztinnen für Venenerkrankungen. Erfahrene Mediziner können die Krankheit durch Betrachten und Abtasten des Gewebes zuverlässig feststellen.
Welche Therapien gibt es?
Ist die Diagnose gestellt, kommen verschiedene Methoden zum Zug. Als nicht operative Maßnahme können zum Beispiel sogenannte Entstauungs-Therapien verordnet werden - in den meisten Fällen mit Lymphdrainagen. Durch spezielle Massagen wird so die Lymphgefäßmotorik angeregt. So kann Lymphflüssigkeit aus dem Fettgewebe abtransportiert werden. Aber auch operative Eingriffe sind möglich.
Es gibt zwei in Deutschland zugelassene Verfahren: Bei einer "Wal"-Methode werden die Fettzellen mit einem Wasserstrahl gelockert und dadurch eine Absaugung erleichtert. Bei der "Pal"-Methode wiederum wird das Fett mit stumpfen und vibrierenden Kanülen abgesaugt.
Wann zahlt die Krankenkasse?
Aktuell zahlen die gesetzlichen Krankenkassen eine Fett-Absaugung - oder auch "Liposuktion" genannt - für Lipödem-Patienten nur unter bestimmten Voraussetzungen: Nur bei einem Krankheitsstadium Stufe III sowie einem Body Mass Index (BMI) unter 40 greifen die Krankenkassen. Zudem müssen mindestens sechs Monate andere Therapien durchlaufen worden sein.
Diese Regelung ist jedoch bis 2024 befristet. Ab dann sollen die Voraussetzungen neu definiert werden.