Kinotipp: Milli Vanilli-Story - "Girl you know it's true"
Die Storys von Queen, Elton John und Whitney Houston waren schon Stoff fürs Kino. Jetzt ist Milli Vanilli dran – die Zweimann-Band, die super Tanzen konnte, aber nie eine Silbe selbst gesungen hat. FFH-Kinomann Volker Willner urteilt: ein berührendes Drama um gefakete Welthits, Tragödie inklusive.
Zehn Euro kostet Dein Kinoticket, acht ist es wert.
„Girl you know it’s true“ hat etwas von „Titanic“: Du weißt, dass das schicke Schiff am Ende sinkt, aber bis dahin erlebst du eine aufregende Reise. Die beginnt Mitte der 80er in Deutschland. Die jungen Tänzer Rob und Fab träumen von einer großen Musikkarriere. Doch Erfolgsproduzent Frank Farian winkt ab, in seinem Tonstudio im Taunus. Die Jungs haben zwar das Aussehen und die Moves. Das Singen übernehmen aber besser Profis. So erobern Rob und Fab als Milli Vanilli die Welt und leiden doch immer unter der Lüge, dass ihre echten Stimmen zu hören sind.
Der Film nimmt seine Hauptfiguren ernst und lässt sich auch die Zeit, ihr Leben seit der Kindheit zu erzählen: Rob, das adoptierte Kind eines US-Soldaten, und Fab aus Paris, der sein Glück in Deutschland versucht. Die Wohnzimmerböden sind gefliest, die Fernseher dick wie Mikrowellen und die Frisuren fragwürdig. Das Musikfernsehen ist auf dem Vormarsch und braucht Talente, die international funktionieren.
Tijan Njie und Elan Ben Ali sind die perfekten Milli-Vanilli-Darsteller. Wir müssen uns im Kino mehrfach dran erinnern, dass sie nicht die echten Rob und Fab sind. Matthias Schweighöfer – der einzige große Name des Films – liefert bestens ab als Frank Farian, der das Musikbusiness anhand seiner selbstgemachten Kartoffelsuppe erklärt: Für beides braucht man solide Zutaten und ein paar klug dosierte Gewürze. Die komischen Momente des Films gehören meistens ihm.
Gut ausbalanciert erzählt das Biopic vom schier unglaublichen Aufstieg der musikalischen Mogelpackung über das Platzen der Erfolgsblase bis zum jähen Absturz des Duos. Eine wahre Story, so irre, dass sie kaum zu glauben ist.
Lediglich beim Kniff, Rob und Fab das Kinopublikum gelegentlich direkt ansprechen zu lassen, verzettelt sich der Film. Da wirkt der Film wie eine Doku, was er nicht ist, trotz einer gewissen Dosis Originalaufnahmen. Und das funktioniert schon gar nicht, als Rob bereits seiner Drogensucht zum Opfer gefallen ist.
Unterm Strich starkes deutsches Kino, das Lust macht auf die Musik von Milli Vanilli, bei der Rob und Fab nur die Lippen bewegt haben.
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