Missbrauchsprozess in Avignon - Ex-Mann zu 20 Jahren Haft verurteilt
Im Missbrauchsprozess in Avignon wurde der Hauptangeklagte Dominique Pelicot wegen schwerer Vergewaltigung schuldig gesprochen. Der 72-Jährige muss 20 Jahre ins Gefängnis.
Der Mann hatte seine damalige Frau Gisèle fast zehn Jahre lang mit Medikamenten betäubt und missbraucht. Anschließend ließ er sie von Dutzenden Fremden vergewaltigen. Pelicot hatte die Taten vor Gericht gestanden.
Weitere Anklagen
Neben Dominique Pelicot stehen 50 weitere Männer vor Gericht. Die meisten sind wegen Vergewaltigung angeklagt. Die Verkündung der Urteile gegen diese Männer dauert an. Für einen der Männer forderte die Staatsanwaltschaft vier Jahre Haft. Gegen die anderen Männer verlangte sie zwischen 10 und 18 Jahren Gefängnis. Diese Taten fanden auf einer Online-Plattform ihren Anfang. Laut dem Anwalt der Nebenklage hat jeder der Angeklagten eine Mitschuld an dem Martyrium von Gisèle Pelicot.
Aufklärung
Der Missbrauchsfall kam vor vier Jahren zufällig ans Licht. Der Hauptangeklagte Dominique Pelicot wurde 2020 festgenommen. Er war dabei gefilmt worden, wie er Frauen im Supermarkt belästigte. Die Polizei fand später auf seinem Computer Fotos und Videos, die den Missbrauch an seiner Frau dokumentierten. Gisèle Pelicot selbst hatte die Übergriffe aufgrund der verabreichten Medikamente nicht bemerkt. Sie vermutet, etwa 200 Mal vergewaltigt worden zu sein. Ermittler vermuten zudem weitere Täter, die nicht identifiziert werden konnten.
Gisèle Pelicot als Symbolfigur
Der seit September laufende Prozess in Frankreich hat landesweit Wellen geschlagen. Gisèle Pelicot entschied sich bewusst, den Prozess öffentlich führen zu lassen. Sie betonte, sie habe sich nichts vorzuwerfen. Die mittlerweile über siebzig Jahre alte Frau wurde in kürzester Zeit zu einem Vorbild und einer feministischen Ikone. Sie möchte anderen missbrauchten Frauen Mut machen. Vor Gericht sagte sie: „Nicht wir sollten uns schämen, sondern sie.“