Mehrkosten für Hundehalter - Viele Kommunen erhöhen Hundesteuer
In Hessen geht die Schere bei der Hundesteuer weit auseinander – zwischen 24 Euro und 180 Euro sind für den ersten Hund fällig. Deutlich teurer wird es bei Tieren, die als gefährlich eingestuft sind.
Knapp zehn Prozent der rund 420 hessischen Gemeinden haben im vergangenen Jahr bei der Hundesteuer aufgeschlagen. Spitzenreiter mit einem Plus von 28 Euro ist Steinbach im Taunus, wo für den ersten Hund 72 Euro pro Jahr fällig werden, wie aus einer Auswertung des hessischen Steuerzahlerbundes in Wiesbaden hervorgeht.
Höchste Steuer in Wiesbaden und Bad Karlshafen
Die hessenweit höchste Steuer für den ersten Hund erhoben 2024 Wiesbaden und Bad Karlshafen mit jeweils 180 Euro. In Gründau im Main-Kinzig-Kreis wurden dagegen den Angaben zufolge nur 24 Euro fällig. Bei 390 der hessischen Städte und Gemeinden gelten spezielle und deutlich höhere Tarife für sogenannte Listenhunde. Für solche als gefährlich eingestufte Vierbeiner wurden 2024 in einigen Kommunen bis zu 1.000 Euro Steuer pro Jahr gefordert, in Nidderau im Main-Kinzig-Kreis sogar 1.200 Euro.
Hundesteueraufkommen in den Städten gewachsen
Hessens große Städte haben in den zurückliegenden Jahren teils deutlich mehr Hundesteuer eingenommen. "Das Hundesteueraufkommen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen", teilt der stellvertretende Pressesprecher von Darmstadt, Marcus Stippak, auf dpa-Anfrage mit. Während 2020 noch rund 570.000 Euro in die Stadtkasse flossen, lag die Summe 2024 bei rund 700.000 Euro. Die Steigerung sei zum einen auf mehr Hundeanmeldungen zurückzuführen, erläutert Stippak. Die Anzahl der Vierbeiner stieg von 4.988 im Jahr 2020 auf 5.367 (Januar 2025).
Orientierung an Gefahrenabwehrverordnung
Zum anderen sei 2023 eine höhere Besteuerung für Listenhunde und gefährliche Hunde eingeführt worden. Für solche Tiere werden in Darmstadt 600 Euro Steuern pro Jahr fällig. Für alle anderen Hunden liegt der Betrag bei 120 Euro für den ersten Hund. Der zweite Hund schlägt mit 156 Euro zu Buche, der dritte und jeder weitere Hund mit 192 Euro. Bei der Einstufung der gefährlichen Hunde orientiert sich Darmstadt, wie andere Kommunen auch, an der Gefahrenabwehrverordnung über das Halten und Führen von Hunden des Landes Hessen.
Acht Prozent Erhöhung in Kassel
In Kassel erhöhte sich das Aufkommen der Hundesteuer von 2020 bis 2024 um knapp acht Prozent auf 735.000 Euro. Grund sei eine wachsende Anzahl von angemeldeten Hunden auf inzwischen rund 7.900 Ende vergangenen Jahres, wie Magistratssprecher Sascha Stiebing mitteilt. In Kassel beträgt die Steuer jährlich für den ersten Hund 90 Euro, für den zweiten Hund 120 Euro und für den dritten und jeden weiteren Hund 150 Euro. Rasse oder Größe spielen keine Rolle.
Ob am Halsband die bunte Steuermarke baumelt – das wird wie in anderen Kommunen unter anderem von Mitarbeitern der Stadtpolizei, des Umwelt- und Gartenamtes und des Veterinäramtes kontrolliert. Hunde, die einen Chip unter der Haut tragen, können in Kassel zusätzlich eine digitale Hundesteuermarke bekommen.
Limburg verweist auf Parkreinigung
Auch in Limburg stieg nach Angaben der Stadtverwaltung wegen einer wachsenden Zahl an Vierbeinern das Hundesteueraufkommen. Zwischen 2021 und 2024 kletterten die Einnahmen um rund 14 Prozent auf rund 136.380 Euro. Die Hundesteuer ist eine örtliche Aufwandsteuer und steht daher grundsätzlich keiner Leistung gegenüber. Limburg verweist jedoch darauf, dass Gehwege und Parks gereinigt, Papierkörbe geleert und Hundekotbeutel bereitgestellt werden müssen. In Limburg kostet der erste Hund 66 Euro jährlich, der zweite Hund 147 Euro sowie der dritte und jeder weitere Hund 219 Euro. Für gefährliche Hunde werden 729 Euro fällig. In der Domstadt sind rund 1.700 Hunde gemeldet.
Mit Begleithundeprüfung wird Hundesteuer günstiger
In Frankfurt sind die Erträge aus der Hundesteuer dagegen relativ konstant geblieben, wie Sprecher Mark Gellert mitteilt. 2024 lag das Aufkommen demnach bei 2,44 Millionen Euro, 2022 waren es 2,40 Millionen Euro gewesen. Rund 22.000 Hunde sind in Frankfurt gemeldet. Die Steuer beträgt in der Mainmetropole jährlich für jeden Hund 102 Euro. Für gefährliche Hunde muss 900 Euro gezahlt werden – etwa für Rottweiler, Bull Terrier oder American Bulldog. Dieser Betrag kann auf 225 Euro reduziert werden, wenn der Hund mit der Halterin oder dem Halter eine Begleithundeprüfung besteht.
In Marburg lagen die Gesamteinnahmen der Hundesteuer in den Jahren 2022 bis 2024 zwischen 188.000 Euro (2022) und rund 185.000 Euro (2023), wie die Pressestelle mitteilt. Die Anzahl der Hunde liegt aktuell bei 3.185. "Dies variiert von Jahr zu Jahr lediglich leicht", erläutert die Stadt. Die Hundesteuer in Marburg beträgt 60 Euro für den ersten Hund. Der zweite Hund kostet 66 Euro, jeder weitere 72 Euro. Für gefährliche Hunde wird jeweils doppelt so viel fällig.
Steuerbefreiung für Tierheimhunde
"Die Stadtverordnetenversammlung hat im Dezember 2024 beschlossen, dass nun alle Assistenzhunde, Therapiehunde, Diensthunde und Jagdhunde von der Hundesteuer befreit werden", ergänzt die Pressestelle. Zudem sind Hunde, die aus einem Tierheim in Marburg aufgenommen werden, ab sofort statt 6 Monate für 24 Monate von der Hundesteuer befreit. "Die Befreiung soll Anreize schaffen, diesen Hunden wieder ein Zuhause zu geben und dient damit der Entlastung des Marburger Tierheims."
Wiesbaden setzte in den letzten fünf Jahren die höchsten Hundesteuer im Kalenderjahr 2022 mit 1,83 Millionen Euro fest, wie ein Sprecher des Kassen- und Steueramtes mitteilt. Da ab 2023 eine geänderte Hundesteuersatzung galt – mit neuen Ermäßigungen – seien die Einnahmen des Jahres 2024 mit 1,77 Millionen Euro etwas geringer ausgefallen.
Die Hundesteuer in der Landeshauptstadt beträgt 180 Euro pro Jahr und Hund. Eine Differenzierung nach Rasse, Gefährlichkeit oder eine Berücksichtigung von mehreren Hunden pro Haushalt erfolgt dabei nicht. Derzeit sind in Wiesbaden 10.865 Hund gemeldet.
In Gießen liegt das Aufkommen bei der Hundesteuer in den zurückliegenden Jahren recht konstant bei rund 260.000 Euro pro Jahr. Rund 3.300 Hunde sind in der Universitätsstadt zu Hause, wie Stadtsprecherin Claudia Boje erklärt. Der erste Hund kostet 84 Euro pro Jahr, Hund Nummer Zwei dann 120 Euro sowie der dritte Hund 150 Euro.
In Eschborn liegt Hundesteuer bei 0 Euro
Einen besonderen Weg geht die Kommune Eschborn bei Frankfurt. Hier wird nur für gefährliche Hunde eine Steuer erhoben – und zwar 900 Euro jährlich. Jeder andere Hund muss lediglich angemeldet werden, wofür 50 Euro für die Steuermarke fällig sind. Die Steuer selbst beträgt 0 Euro.
Steuerzahlerbund sieht Hundesteuer kritisch
Der Bund der Steuerzahler (BdSt) Hessen fordert seit längerem eine Abschaffung der Hundesteuer. Diese sei willkürlich, zudem stünden Aufwand und Ertrag in keinem Verhältnis, argumentiert der Verband. "Ursprünglich wurde die Hundesteuer mal als Luxussteuer eingeführt. Ein Hund ist aber längst kein Luxus mehr, sondern ein Familienmitglied und wichtiger sozialer Halt. Die Besitzer dafür zur Kasse zu bitten, ist fragwürdig und muss ein Ende haben", erklärt der BdSt-Kommunalexperte Jochen Kilp.