Verstopfte Arztpraxen - Kassen sind für Steuerung über Hausärzte
Bei welchen Beschwerden zu welchem Arzt? Geht es nach Union und SPD, soll die Hausarztpraxis die erste Anlaufstelle für Patienten sein. Rückenwind dafür kommt von den Krankenkassen.
Angesichts von vollen Arztpraxen und Termin-Problemen unterstützt der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) die schwarz-roten Pläne für eine Patientensteuerung über Hausarztpraxen. Deutschland sei zwar "Spitzenreiter bei den Arzt-Patienten-Kontakten", gleichzeitig hätten viele Versicherte Probleme, überhaupt einen Arzttermin zu bekommen, sagte die stellvertretende GKV-Chefin Stefanie Stoff-Ahnis der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Unnötige Arzttermine
"Wir haben viele verschiedene fachärztliche Spezialisten, aber 75 Millionen Versicherte, von denen die wenigsten wissen können, welche Fachärztin oder welcher Facharzt in ihrem konkreten Fall die genau richtige Ansprechperson ist." Sie kritisierte, dass chronisch kranke Menschen für ein Rezept alle drei Monate zum Arzt laufen müssten. "Das verursacht unnötige Arzttermine, verstopft die Praxen und ist teuer", sagte Stoff-Ahnis.
Hausarzt erste Anlaufstelle
"Gut wäre es, wenn hausärztliche Praxen die vollständige Koordination der medizinischen Versorgung der Versicherten übernehmen würden", sagte sie. In den Koalitionsverhandlungen von CDU, CSU und SPD hatte die Arbeitsgruppe Gesundheit das "verbindliche Primärarztsystem" vorgeschlagen. Der Hausarzt soll dabei erste Anlaufstelle für Patienten sein und diese nur im Bedarfsfall an Fachpraxen weiterleiten.
Bundesärztekammer fordert Jahresrezepte
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, ging noch weiter und plädierte dafür, dass ein Patient, der auf eine Behandlung jenseits der ihm angebotenen Wege bestehe, sich selbst an den zusätzlichen Kosten beteiligen müsse. Stoff-Ahnis forderte als Entlastungsmaßnahme etwa die Nutzung von Jahresrezepten für die Patienten und die Abkehr von der quartalsbezogenen Vergütung für die Behandlung chronisch Kranker.