Teils Wartelisten nötig - Lage in den hessischen Tafeln angespannt
Viele hessische Tafeln nehmen keine neuen Kunden mehr auf. Was hinter den Engpässen steckt und wie sich die Zahl der ehrenamtlichen Helfer entwickelt hat.
Rund 30 Prozent der hessischen Tafeln nehmen keine neuen Menschen mehr auf. "Die Situation ist weiter angespannt", sagte Katja Bernhard, Vorständin der Tafeln Hessen der Deutschen Presse-Agentur. In der Hälfte der Tafeln werde eine Warteliste für Neuaufnahmen geführt. Insgesamt zählten die hessischen Tafeln 2025 rund 110.000 Kunden, knapp 2.000 mehr als im vergangenen Jahr.
Es gebe mehrere Gründe, warum Neukunden zunächst abgewiesen werden müssten. So sei etwa das Volumen an Lebensmitteln aus verschiedenen Gründen um knapp 30 Prozent zurückgegangen. Der Handel habe etwa die Planungen optimiert und eigene Aktionen für Kunden, sogenannte Retter-Tüten, eingeführt. Die Tafeln wollen damit jedoch keinen Vorwurf verstanden wissen: Das seien alles verständliche Aktivitäten des Handels.
Rund 1.000 Ehrenamtliche mehr binnen eines Jahres
Zudem seien die Kraft und die Zeit der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer begrenzt. 2025 waren den Angaben zufolge rund 6.500 Menschen in Hessen ehrenamtlich bei den Tafeln tätig - Ein Plus von rund 1.000 Menschen im Vergleich zu 2024. "Es kommen jüngere ehrenamtliche Helfer dazu, die sich nach dem Job engagieren", so Bernhard.
Oft würden Jüngere eher im Vorstand, im Bereich der Digitalisierung oder in der Logistik arbeiten als in der Lebensmittelausgabe. "Wir brauchen weiterhin viele Helferinnen und Helfer", sagt Bernhard. Dabei könne auch an anderen Zeitfenstern als während der Ausgabezeiten mitgearbeitet werden.
Kundenanzahl seit 2022 verdoppelt
Seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine 2022 habe sich die Anzahl der registrierten Tafel-Kunden verdoppelt. Neben Geflüchteten aus der Ukraine und anderen Kriegsgebieten zählten zu den Neukunden auch Menschen, die die gestiegenen Lebenshaltungskosten nicht mehr stemmen könnten oder arbeitslos geworden seien.
Unter den 110.000 Kunden der Tafeln befanden sich 2025 auch knapp 20.000 Kinder unter 14 Jahren. Die Kinder vor Ort anzutreffen, sei berührend, sagt Bernhard. "Gerade schauen wir jedoch, dass wir ganz viele Geschenke packen. Und auch über das Jahr hinweg versuchen wir, immer wieder Angebote für Kinder zu schaffen."