Silvia am Sonntag – der Talk mit Physiker & Kabarettist Vince Ebert
Comedian Vince Ebert - "Wir werten viel zu schnell"
Diesen Sonntag ist der Diplom-Physiker, Kabarettist und Odenwälder Vince Ebert zu Gast bei Silvia.
Der Amorbacher, der mittlerweile mit seiner österreichischen Frau in Wien lebt, hat ein neues Buch geschrieben. Bei Silvia sagt er, warum er unsere Debattenkultur gefährdet sieht und warum die Gelassenheit der Österreicher uns gut tun würde.
Er spricht darüber, dass er zwar seit 25 Jahren für Rationalität und Vernunft werbe – aber in unserer Zeit leider zunehmend Gefühle mehr gelten als Fakten.
Er versichert, dass sein Buch ohne KI geschrieben ist, und erklärt, warum er KI noch nicht wirklich Kreativität zutraut – und dass wir uns auf keinen Fall mit Mittelmäßigkeit abfinden sollten.
Vince Ebert – ab 9 Uhr bei Silvia am Sonntag.
Kritischer Blick auf Emotionen und Fakten
Kabarettist Vince Ebert macht sich in seinem aktuellen Buch „WOT SE FACK, DEUTSCHLAND?“, das am 14. August erscheint, Gedanken darüber, dass Emotionen mehr zählen als Fakten. Der studierte Physiker, der sich in seinen Büchern und Programmen immer für Rationalität und Vernunft stark gemacht hat - „In den 10 Jahren von Wissen vor Acht habe ich immer versucht, Weltanschauung von Wissen zu trennen“ - glaubt, dass wir uns in einigen Bereichen zurückentwickeln.
Mentale Rezession und der Verlust der Debattenkultur
„Wir befinden uns nicht nur in einer wirtschaftlichen, sondern auch in einer mentalen Rezession“, meint Ebert. Die Menschen hätten den Glauben an die Zukunft verloren, und die Diskursfähigkeit sei in keinem guten Zustand. „Unsere Debattenkultur entwickelt sich zurück. Diese Fähigkeit, sich am Stammtisch zusammenzusetzen, auch wenn man eine Meinung nicht teilt - das ist uns irgendwie verloren gegangen.“
Schnelle Urteile und die Rückentwicklung
Ebert glaubt, dass dies daran liegen könnte, dass wir viel zu schnell urteilen. „Man geht sofort auf die Person los; wenn du das schreibst, bist du ein schlechter Mensch. Wir teilen die Leute sofort in Gut und Böse, in ethisch oder unethisch ein, und das ist eigentlich eine Rückentwicklung in voraufklärerische Zeiten.“
Politiker im Dilemma
Ebert sieht die Politiker in einem Dilemma. „Die allermeisten Politiker, mit denen ich geredet habe, sind unter vier Augen vernünftig.“ Doch sobald es um Abstimmungen gehe, zeige sich ihr Verhalten anders, und zwar parteiübergreifend.
Bürokratische Hindernisse für kreative Ideen
Ebert, der auch Vorträge in Unternehmen hält, glaubt, dass es in Deutschland zu viele Hindernisse für Menschen mit guten Ideen gibt. „Ich höre immer wieder: Wir würden so gerne, aber wir werden erdrückt von der Bürokratie und den hohen Energiepreisen. Viele wollen etwas machen, scheitern aber an Verordnungen und Bestimmungen.“ Dabei zeichne sich die europäische Kultur genau durch ihre Veränderungsfähigkeit aus. „Ein großes Kennzeichen unserer europäischen Kultur ist die Fähigkeit, den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen.“
Kreativität und künstliche Intelligenz
Was Kreativität betrifft, ist Ebert von der Künstlichen Intelligenz noch nicht überzeugt. „Freunde schicken mir manchmal Witze von ChatGPT, wie Vince Ebert sie machen würde. Da kommen dann ganz lahme, fürchterliche Dinger raus. Wir Menschen sind fähig, Ideen zu entwickeln, die es so noch nicht gibt, aber KI greift nur auf bestehende Dinge zurück.“
Die Herausforderung der Bürokratie
Das Problem der Bürokratie wird immer wieder im Buch thematisiert. „Warum ist es so schwer, da etwas zu verändern? Du hast viele Leute, die von diesem System profitieren. Ein Beispiel: Es gibt in Deutschland Hunderttausende Steuerberater, die kein Interesse daran haben, dass das Steuersystem einfacher wird.“
Leben in Wien und kulturelle Unterschiede
Vince Ebert, der mit einer Österreicherin verheiratet ist, lebt in Wien und fühlt sich dort wohl. „Bin mittlerweile sehr mit dem Land verbunden. Die Österreicher nehmen Dinge lockerer und sind selbstironischer, das fehlt uns ein bisschen. Auch bei den Ämtern: Einmal fehlte bei mir ein Formular, und man sagte mir: ‚Schicken Sie es uns zu, Sie kriegen trotzdem den Stempel.‘“
Hoffnungsschimmer trotz der Probleme
Trotz der Bedenken, die Vince Ebert in seinem Buch äußert, ist er nicht hoffnungslos. „Wir dürfen uns nicht mit der Mittelmäßigkeit abfinden. Wir waren schon mal der kranke Mann Europas und haben es gedreht. Es ist zu schaffen, aber man muss es wollen.“
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