Positionspapier an Goethe Uni: Waschbären gefährden heimische Tierwelt
Positionspapier an Goethe Uni - Waschbären gefährden heimische Tierwelt
Waschbären gelten als niedliche und harmlose Wildtiere – doch das ist nach einem Positionspapier der Goethe-Universität Frankfurt ein Trugschluss. Dort wird der Waschbär als Bedrohung für einheimische Tierarten in Deutschland beschrieben.
Mit einer Population von 1,6 bis 2 Millionen in Deutschland, beeinflussen sie negativ die heimische Artenvielfalt, so die Wissenschaftler. Bei über 200.000 erlegten Tieren jährlich steige die Population dennoch weiter.
Fehlinformationen über Waschbären
Besonders problematisch sind laut dem Positionspapier die weit verbreitete Fehlinformationen. So werde häufig behauptet, die Bejagung von Waschbären führe zu verstärkter Vermehrung – eine Fehlinterpretation einer 35 Jahre alten Studie aus den USA. Auch vermeintliche Alternativen wie Kastration seien ein Mythos: Bei zwei Millionen Tieren praktisch unmöglich und rechtlich problematisch, da die EU-Verordnung die Freilassung invasiver Arten nach dem Fang ausdrücklich verbietet.
Symphatie für Waschbären
Hinzu komme, dass Menschen den Waschbären als besonders sympathisch empfinden. Wissenschaftlich belegt ist, dass diese positive Wahrnehmung die Meinung der Menschen stark beeinflussen und sogar dazu führen kann, dass notwendige Maßnahmen zur Kontrolle dieser Tiere schwieriger durchzusetzen sind oder nicht umgesetzt werden.
Kritische Auswirkungen auf die Natur
Die hohe Dichte von Waschbären gibt es etwa in Kassel: Dort leben laut Positionspapier inzwischen über 100 Waschbären pro 100 Hektar – das entspreche etwa einem Waschbär pro Fußballfeld und sei eine der höchsten Raubtierdichten Europas.
ZOWIAC-Projektleiter (Zoonotische und wildtierökologische Auswirkungen invasiver Carnivoren) Dr. Norbert Peter erklärt, dass diese Tiere gezielt Brutstätten von Amphibien, Reptilien und bodenbrütenden Vögeln aufsuchen. Dabei verfallen sie oft in einen "Jagdrausch“ und töten ganze Gelege – weit mehr, als sie verwerten können. "Wir dokumentieren einen dramatischen Rückgang sensibler Arten in Gebieten mit hoher Waschbärdichte“, so Peter.
Handlungsempfehlungen der Wissenschaftler
Die Wissenschaftler fordern ein entschiedenes Umdenken: Bundesmittel für abgestimmte Managementpläne der Länder, intensive Bejagung in Schutzgebieten mit bedrohten Arten und vor allem: faktenbasierte Aufklärung. "Wir müssen den gesetzlich verankerten Artenschutz konsequent umsetzen und dürfen diesen nicht einer einseitigen Fokussierung auf charismatische Tierarten unterordnen“, appelliert der Leiter des Verbundforschungsprojektes ZOWIAC Prof. Dr. Sven Klimpel ZOWIAC an Politik und Gesellschaft.
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