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Wichtiger Stahlgipfel diskutiert Zukunft der Industrie

Darum geht es - Heute Stahlgipfel beim Bundeskanzler

Wie können Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit in der Stahlbranche zusammengehen? Ein "Stahlgipfel" im Kanzleramt sucht nach Lösungen für die Zukunft.

Die deutsche Stahlindustrie ist in Bedrängnis - ein "Stahlgipfel" im Kanzleramt soll helfen: Was kann die Politik tun, damit die Unternehmen auch in Zukunft in Deutschland mit Stahl Geld verdienen können? Wie kann die Stahlproduktion gleichzeitig klimafreundlicher werden? Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat die Ministerpräsidenten der Bundesländer mit Stahlindustrie, Vertreter von Unternehmen und Arbeitnehmern sowie Kabinettskollegen zu einem Austausch darüber eingeladen.

Was ist geplant?

Vor einem Monat fand der "Autogipfel" statt, nun geht es um eine weitere Krisenbranche. Die Besetzung zeigt, wie wichtig der "Stahlgipfel" für die Bundesregierung ist: neben Merz dabei sind unter anderem Vizekanzler und Finanzminister Lars Klingbeil (SPD), Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) sowie Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD). Es soll keine Showveranstaltung werden - ein Regierungssprecher sprach von einem "Wegbereitungsgipfel": Das Treffen solle den Weg bereiten für Schritte, um die Branche zu stärken und Arbeitsplätze zu schützen.

Stahlindustrie in Deutschland - Stahlgipfel
© Sebastian Kahnert/dpa

Zum «Stahlgipfel» im Bundeskanzleramt werden auch die Ministerpräsidenten der Länder mit Stahlerzeugung erwartet. (Archivbild)

Der niedersächsische Ministerpräsident Olaf Lies (SPD) sagte: "Der Stahlgipfel darf kein Stuhlkreis werden." Man brauche einen "wirksamen Stahlpakt für fairen Handel und mit Schutzmaßnahmen, für bezahlbare Energie und mit Leitmärkten für grünen Stahl". Die Länder Niedersachsen, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Saarland verfassten ein Positionspapier mit verschiedenen Forderungen, etwa zu niedrigeren Energiepreisen und wirksamen Schutzmaßnahmen für deutsche Hersteller.

Welche Rolle spielt die Stahlindustrie in Deutschland?

Eine zentrale Rolle, weil für sehr viele Produkte Stahl benötigt wird. Dies gilt etwa für den Autobau, die Bauindustrie und den Maschinenbau. Aber auch Haushaltsgeräte kommen nicht ohne aus. Stahl ist nicht gleich Stahl: Die Firmen bieten mehr als 2.500 Stahlsorten an - etwa für Drähte, Bleche, Stangen, Rohre oder Schienen.

Rund 80.000 Menschen sind direkt in der stahlerzeugenden Branche beschäftigt. Große Firmen sind etwa Thyssenkrupp Steel, Salzgitter, ArcelorMittal, Dillinger und Saarstahl. In der nächsten Stufe der Wertschöpfungskette arbeiten laut Branchenverband Wirtschaftsvereinigung Stahl rund vier Millionen Menschen in sogenannten stahlintensiven Branchen.

Gut 37 Millionen Tonnen Rohstahl wurden 2024 in Deutschland erzeugt. Die Menge lag das dritte Jahr in Folge unter der 40-Millionen-Marke, ab der die Branche von einer Rezession spricht. Der meiste Stahl wird in Duisburg produziert. 

Stahlindustrie in Deutschland - Stahlgipfel
© Rolf Vennenbernd/dpa

An dem «Stahlgipfel» in Berlin nehmen auch Vertreter von Stahlerzeugern und Gewerkschaften teil. (Archivbild)

In Europa ist Deutschland der mit Abstand größte Rohstahlproduzent. 2024 wurde mehr als ein Viertel der EU-Produktion (knapp 130 Millionen Tonnen) hierzulande produziert. Weltweit liegt deutscher Stahl mengenmäßig auf Platz 7. Den Spitzenplatz belegte 2024 mit großem Abstand China mit 1.005 Millionen Tonnen vor Indien (149 Millionen Tonnen).

Was sind die drängendsten Probleme?

Die Branche klagt über unfaire Wettbewerbsbedingungen. "Massiv zunehmende und oft unfair subventionierte Importe drängen auf den EU-Markt", heißt es beim Branchenverband. Jede dritte in der EU eingesetzte Tonne Stahl komme inzwischen aus Drittstaaten. Zum anderen machen hohe Energiepreise den Firmen schwer zu schaffen. Schließlich hat sich in den vergangenen Jahren auch die Konjunkturschwäche ausgewirkt. Seit 2017 ist laut Branchenverband das Marktvolumen um rund ein Drittel gesunken. Hinzu kommen Milliarden-Kosten für die Umstellung der Produktionsverfahren Richtung Klimaneutralität.

Warum soll die Stahlherstellung klimafreundlicher werden?

Weil die Stahlindustrie extrem viel klimaschädliches Kohlendioxid ausstößt. Etwa sieben Prozent der gesamten CO2-Emissionen in Deutschland gehen auf das Konto der Branche. Verantwortlich ist dafür vor allem die klassische Roheisenerzeugung in Hochöfen, bei der sehr viel Kohlenstoff etwa in Form von Koks benötigt wird. Er sorgt für Hitze und entzieht dem Eisenerz den Sauerstoff, was Reduktion genannt wird. Derzeit werden rund 70 Prozent des Roheisens in Hochöfen gewonnen. Für die übrigen 30 Prozent wird Schrott in großen, elektrisch betriebenen Öfen eingeschmolzen.

Direktreduktionsanlage bei ArcelorMittal
© Markus Scholz/dpa

Die Direktreduktionsanlage auf dem ArcelorMittal-Stahlstandort Hamburg wird mit Erdgas betrieben und ist seit mehr als 50 Jahren in Betrieb. (Archivbild)

Kann man Stahl auch klimafreundlicher herstellen?

Ja. Vor allem, indem ein Verfahren angewendet wird, bei dem anstatt Kohle und Koks idealerweise klimafreundlich hergestellter Wasserstoff zum Einsatz kommt. Abfallstoff ist dann nicht Kohlendioxid, sondern Wasser. Die Anlagen heißen nicht Hochöfen, sondern Direktreduktionsanlagen.

Problem: Benötigt werden riesige Mengen Wasserstoff, die aber noch nicht verfügbar sind. Übergangsweise sollen neue Anlagen daher mit Erdgas betrieben werden, wie ArcelorMittal es schon seit Langem in einer Anlage in Hamburg macht. Neue, mit staatlichen Milliardenhilfen geförderte Anlagen sind in Bau, etwa in Duisburg und Salzgitter. Auch der verstärkte Einsatz von Wind- und Sonnenstrom in den Elektroöfen hilft, den Treibhausgas-Ausstoß zu verringern.

Was kann die Politik tun?

Die Bundesregierung will die Branche stützen - auch, weil Deutschland ohne eigenständige Stahlindustrie abhängig wäre von Ländern wie China. Zum einen soll die sogenannte Strompreiskompensation über 2030 hinaus verlängert werden, wie Wirtschaftsministerin Reiche ankündigte. Dabei werden Firmen indirekt von Kosten des CO2-Emissionshandels entlastet.

Zudem soll am 1. Januar 2026 ein Industriestrompreis eingeführt werden. Durch staatliche Subventionen soll der Strompreis für energieintensive Unternehmen spürbar sinken. Nach EU-Vorgaben ist es bisher faktisch nicht möglich, dass Unternehmen von beiden Hilfen profitieren, also der Strompreiskompensation und dem Industriestrompreis. Die Bundesregierung könnte sich auf EU-Ebene für eine Änderung starkmachen. 

Stahlindustrie in Deutschland - Stahlgipfel
© Patrick Pleul/dpa

Wie kann die unter Druck geratene Stahlindustrie in Deutschland wieder wettbewerbsfähiger werden? Darüber wollen Politik und Wirtschaft bei einem Stahlgipfel im Kanzleramt sprechen. (Archivbild)

Bereits beschlossen sind zudem Entlastungen bei den Strom-Netzentgelten 2026 - wobei die Stahlbranche auf eine dauerhafte Senkung pocht. Mehr Flexibilität könnte es beim Einsatz von Wasserstoff geben. Angestrebt wird eigentlich "grüner" Wasserstoff, der auf Basis erneuerbarer Energien hergestellt wird. Dieser ist aber noch sehr teuer und nicht im ausreichenden Maß vorhanden. Deswegen könnte zunächst "blauer" Wasserstoff zum Einsatz kommen, der aus Erdgas hergestellt wird.

Viele wichtige Maßnahmen kann die Bundesregierung aber nicht alleine beschließen - weil sie auf EU-Ebene entschieden werden. Dabei geht es vor allem um Handelspolitik. 

Höhere Zölle zum Schutz der EU-Stahlindustrie im Gespräch

Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, die heimische Stahlindustrie mit deutlich höheren Zöllen vor billiger Konkurrenz aus Ländern wie China zu schützen. Zudem soll die Menge für zollfreie Importe nahezu halbiert werden. Konkret soll der Zollsatz für Importe, die darüber hinausgehen, auf 50 Prozent verdoppelt werden. Das könnte Auswirkungen haben auf die schwierigen Verhandlungen mit den USA, die für Stahl und Aluminium Importzölle von 50 Prozent erheben. 

Finanzminister Klingbeil forderte zudem ein vollständiges Ende aller Stahlimporte aus Russland. Noch immer seien Stahlbrammen, die in Russland produziert und in der EU weiterverarbeitet werden, von Sanktionen ausgenommen.

Branchenvertreterin hofft auf konkrete Ergebnisse des Stahlgipfels

Die Chefin von Deutschlands größtem Stahlhersteller, Thyssenkrupp Steel Europe (TKSE), Marie Jaroni, macht sich für Zölle auf Stahlimporte und staatliche Hilfe beim Strompreis stark. Zudem spricht sich die Managerin für Quoten bei Investitionen des Staates aus. "Die Milliarden, die er über das Infrastrukturpaket investiert, sollten mit der Anforderung verknüpft werden, dass dabei vor allem Stahl aus der EU genutzt wird", sagte Jaroni der "Rheinischen Post". "Es kann doch nicht sein, dass die deutschen Steuermilliarden am Ende vor allem bei Herstellern aus Asien landen."

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