Gefährdete Orte - Die hessischen Gewitterstraßen
Hessen wird häufig von schweren Gewittern heimgesucht! Regen-, Sturm- und Hagelschäden sind dann keine Seltenheit. Auffallend ist, dass dabei einige Regionen häufig stärker betroffen sind als andere.
Zum Beispiel gibt es südlich von Gießen in der Region Pohlheim/Lich häufig starke Sturmschäden. Auch in der Wetterau, im Kinzigtal und zwischen Frankfurt und Darmstadt gibt es einige Regionen, die heftiger getroffen werden als andere.
Warum das so ist, hat unser Dr. Martin "Wetter" Gudd in seiner Doktorarbeit untersucht. Hier eine Grafik, auf der man die Schwerpunkte aller starken Unwetter sieht, die aus Südwesten nach Hessen kamen - und zwar in den hundert Jahren zwischen 1880 und 1980.
Jeder grüne Punkt ist das Zentrum des Unwetters, also dort, wo die stärksten Schäden auftraten. Je größer der Punkt, umso heftiger fällt das Gewitter aus. Auffallend ist, dass sich diese Schadenszentren entlang von Zugstraßen ballen.
Diese Zugstraßen sind in der Abbildung als graue Pfeile zu sehen. Da lässt sich feststellen: Die Regionen um Lich, in der östlichen Wetterau, im Kinzigtal und südlich von Frankfurt liegen fast exakt auf diesen Zugstraßen.
Das liegt an der Anordnung der Mittelgebirge. Gewitter ziehen meist von Rheinland-Pfalz aus über den Taunus in die nördliche Wetterau. Beim Abstieg hinter dem Taunus bekommen die Böen im Gewitter - salopp gesagt - Schwung, ähnlich wie ein Radfahrer, der bergab schneller wird.
Die stärksten Böen gibt es dann entsprechend dort, wo das Unwetter in der Ebene ankommt, also grob zwischen Oberkleen, Holzheim, Pohlheim und Lich. Ähnlich ist es weiter südlich, in Südhessen. Auch dort gibt es diese Effekte, dass das Gewitter beim Abstieg in die Rhein-Main-Ebene "Schwung" bekommt und die Gewitterböen an manchen Orten wesentlich stärker werden, als einige Kilometer weiter.
Haben Sie keine Lust mehr auf Gewitter mit Sturmböen? Dann ziehen Sie doch zum Beispiel nach Fulda. Dort, im Windschatten des Vogelsberg, stürmt es wesentlich seltener.