Ein Jahr Krieg in der Ukraine: Friedensfreitag bei FFH
Ein Jahr Krieg in der Ukraine - Ein Tag für den Frieden bei HIT RADIO FFH
Seit einem Jahr herrscht wieder Krieg in Europa. Am 24. Februar 2022 haben russische Truppen die Ukraine überfallen. Seitdem wird das Land nahezu täglich bombardiert, zehntausende Menschen sind ums Leben gekommen, Millionen Ukrainer sind auf der Flucht. Bei HIT RADIO FFH sprechen wir heute den ganzen Tag über die Auswirkungen des Kriegs, mit Menschen, die in der Ukraine vor Ort waren und Flüchtlingen, die den Weg nach Hessen geschafft haben.
Fluchtbericht: "Müssen raus, wir müssen raus!"
"Die wollen unsere Stadt zerstören!" Das dachte Zoryana Zhyvetska, als die ersten Bomben in ihrer Heimat, der westukrainischen Stadt Lwiw, einschlagen. Die 37-Jährige hat keine Zeit zum Nachdenken - nur eines ist klar: Sie muss ihre Tochter in Sicherheit bringen. Ihre Flucht endet schließlich in Darmstadt, wo sie bereits einmal als Au-Pair gelebt hat. Zoryana und ihre Tochter sind jetzt in Sicherheit, doch ihr Mann, der nicht ausreisen durfte, und ihre Eltern, die in der Heimat bleiben wollten, leben noch immer in der Ukraine.
Die komplette Geschichte von Zoryanas Flucht, wie sie mit dem Wissen lebt, dass ihre Familie weiterhin in Gefahr ist und was sie sich für die Zukunft erhofft, gibt es hier zum Nachlesen.
Ukrainische Geflüchtete in Hessen
- Aktuell sind 81.103 Ukrainerinnen und Ukrainer in Hessen, die vor dem Krieg geflohen sind
- 16.500 ukrainische Kinder und Jugendliche sind derzeit in Sprachfördermaßnahmen in den Schulen – etwa 2.000 nehmen bereits ganz regulär am deutschen Schulunterricht teil.
- Außerdem wurden 300 ukrainische Lehrkräfte eingestellt, um die Kinder zu unterstützen.
- An den hessischen Hochschulen sind zu diesem Wintersemester (2022/2023) etwa 1.630 ukrainische Studentinnen und Studenten eingeschrieben.
- Seit Kriegsbeginn haben etwa 5.000-6.000 Erwachsene aus der Ukraine eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gefunden. Zahlreiche weitere haben einen Minijob.
- Etwa 70-75 Prozent der Erwachsenen aus der Ukraine gelten als qualifiziert – sie haben eine abgeschlossene Ausbildung oder ein abgeschlossenes Studium.
Ministerpräsident Boris Rhein bei FFH
Rhein: "Wir haben eine tolle Willkommenskultur, aber..."
Über 81.000 geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer leben mittlerweile bei uns in Hessen, wie uns das Innenministerium mitteilte. Es ist ein Kraftakt, die Menschen unterzubringen und zu integrieren. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein zeigt sich im exklusiven Interview mit HIT RADIO stolz darüber, was Hessen hier bisher geleistet hat. "Man muss sagen, dass die kommunale Familie, die Städte, Gemeinde und Landkreise, wirklich alles tun und das auch großartig tun. Wir haben eine tolle Willkommenskultur."
Rhein erneuert aber die Forderung, dass der Bund das Land und die Gemeinden bei der Unterbringung der Geflüchteten finanziell stärker unterstützen müsse. "Meine Wahrnehmung ist, dass die Bundesregierung den Kopf in den Sand steckt und überhaupt nicht realisiert, was vor Ort passiert." Rhein sagt, er sei jeden Tag im Gespräch mit Bürgermeistern und Landräten über die Situation vor Ort. "Wir kommen langsam an unsere Grenze." Man werde um Ostern herum mit Bundeskanzler Scholz und den anderen Ministerpräsidenten und -präsidentinnen der Bundesländer erneut darüber beraten.
Rhein wünscht sich von FFH "Sag mir, wo die Blumen sind"
Bei HIT RADIO FFH spielen wir am heutigen "Friedensfreitag" Musiksongs rund um das Thema "Frieden". Auch Ministerpräsident Rhein steuert einen Song-Wunsch bei. "Es gibt ein wirklich beeindruckendes Lied: 'Sag mir, wo die Blumen sind' von Marlene Dietrich. Sie hat es 1962 auf einer UNICEF-Gala gesungen. Dieser Text sagt eigentlich alles und macht die Sinnlosigkeit von Krieg deutlich. Mich beeindruckt das Lied."
Berichterstattung vor Trümmern und Zerstörung
Als RTL-Reporter Stephan Richter aus der ukrainischen Stadt Cherson sendet, schlagen in unmittelbarer Nähe Bomben ein. Erst als er im Nachhinein in den Aufnahmen die riesigen Rauchsäulen im Hintergrund sieht, wird ihm klar, wie nah die Gefahr war. "Da haben wir wahrscheinlich sehr viel Glück gehabt, denn Tote gibt es in dieser Stadt fast täglich", sagt er im FFH-Interview.
Zu Beginn des Krieges seien auch er und seine Redaktion überrascht gewesen, dass die Spannungen zwischen der Ukraine und Russland so schnell un heftig eskalieren würden. Am Vorabend der Invasion sei er in Kiew unterwegs gewesen und nichts habe auf einen Krieg hingedeutet: "Die Straßen waren voll, die Menschen saßen trotz der Eiseskälte in den Cafés und haben sich unterhalten, auf den Straßen waren Straßenmusiker (...) Keine vier Stunden später hört man zum ersten Mal Sirenen für Luftalarm." Das komplette Interview mit Kriegsreporter Stephan Richter gibt es hier.
"Das schönste an Hessen sind die Leute"
Olga und Larissa kommen aus der Stadt Iwano-Frankiwsk im Westen der Ukraine. Seit November sind sie in Hessen und arbeiten bei der Firma Ligos. Der ukrainische Croissanthersteller war mit einem Teil der Firma in den kleinen Ort im Kreis Limburg-Weilburg umgezogen.
Obwohl die beiden Frauen noch kein Deutsch sprechen, fühlen sie sich in Hessen sehr gut aufgenommen: "Das Schönste sind die Leute. Vom Bürgermeister bis hin zu den Nachbarn: Uns wird immer geholfen. Die Leute sind so freundlich und überall wo man fragt, bekommt man eine Antwort oder Hilfe." Trotzdem hoffen sie, dass sie möglichst bald wieder in ihre Heimat zurückkehren können. Die kompletten Erfahrungen zweier Flüchtlinge in Hessen gibt es hier zum Nachhören.