Vorwürfe der IG BAU gegen Spargelhöfe: "Abzocke und horrende Mieten"
Vorwürfe gegen Spargelhöfe - IG BAU beklagt Abzocke und Lohnabzüge
Die Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) erhebt schwere Vorwürfe gegen einige Spargel- und Erdbeerhöfe in Südhessen. Es ist von "schwarzen Schafen" und "sklavenähnlichen Zuständen" die Rede. Der Verband der Landwirte weist die Vorwürfe entschieden zurück.
Ein Gewerkschaftsmann sagte bei einem Pressegespräch in Frankfurt: "Da bleibt einem die Spucke weg!" Laut der Gewerkschaft leiden Saisonarbeitskräfte unter teuren Wohnkosten, langen Arbeitszeiten und fehlenden Pausen. Diese Informationen stammten aus Gesprächen mit über 300 Arbeitern, vorwiegend aus Osteuropa. Einige Arbeiter berichteten demnach auch von horrenden Lohnabzügen und schlechten Unterkünften.
Arbeitgeber wehren sich gegen Kritik
Der Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer weist diese Vorwürfe als "verzerrtes Bild" zurück. Geschäftsführer Simon Schumacher erklärt im Gespräch mit HIT RADIO FFH, die Betriebe hielten sich an das geltende Recht. Er betont, dass es im Interesse der Arbeitgeber sei, gute Arbeitskräfte zu motivieren und an den Betrieb zu binden. Beschwerden würden ernst genommen und vielerorts durch bestehendes Beschwerdemanagement schnell bearbeitet. Schumacher weist darauf hin, dass Arbeitnehmer die Möglichkeit hätten, den Betrieb zu wechseln, wenn die Bedingungen aus ihrer Sicht schlecht seien.
Gewerkschaften fordern bessere Bedingungen
Die Gewerkschaften hingegen pochen auf Verbesserungen. Sie appellieren an die Politik und Behörden, die Arbeitsbedingungen systematisch zu überwachen. Hans-Joachim Rosenbaum von der IG BAU kritisiert die hohen Mieten und Verpflegungskosten, die von den Löhnen abgezogen würden. Michael Rudolph, der Vorsitzende des DGB Hessen-Thüringen, macht deutlich, dass es keine Ausnahmen vom Mindestlohn geben dürfe. Zudem sei eine manipulationssichere Arbeitszeiterfassung notwendig, um Lohndumping entgegenzuwirken.
Brennpunkte bei Saisonarbeit
In mehreren Aktionen informierte die IG BAU zusammen mit anderen Organisationen die Saisonarbeitskräfte über ihre Rechte. Viele beklagten in den Gesprächen hohe Mietkosten von bis zu 550 Euro pro Monat für beengte Container-Unterkünfte. Auch die Forderung nach hohen Arbeitsleistungen bei Akkordarbeit sorgte für Unmut. Einige Arbeiter kritisierten zudem, dass wichtige Kosten wie Vermittlungsgebühren oder Reisekosten von ihnen selbst getragen werden müssen.
Rechtswidrige Praktiken bleiben Problem
Aus einigen Betrieben liegen der Gewerkschaft nach deren Darstellung Berichte über verspätete Lohnzahlungen, fehlende Verträge und unangemessene Abzüge vor. Diese Probleme seien nach Aussagen der IG BAU keine Einzelfälle. Die Gewerkschaft fordert daher mehr Kontrollen und Transparenz bei der Lohnzahlung. Trotz bestehender arbeitsrechtlicher Vorgaben, blieben viele Verstöße oft folgenlos, was die betroffenen Arbeiter in eine prekäre Lage versetze.
Gespräche mit Vertretern der Landwirte
Zunächst im Sinne einer besseren Kommunikation miteinander soll es demnächst auch ein Gespräch zwischen der IG BAU mit dem Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer geben. Das hat uns auch dessen Geschäftsführer Simon Schumacher bestätigt. Ziel aus Sicht der Gewerkschaft: "eine faire Landwirtschaft".